In Japan werden „langsame Kassen“ für ältere Kunden eingeführt

In Japan werden „langsame Kassen“ für ältere Kunden eingeführt
Damit „gestresste“ Junge mitunter kürzere Wartezeiten haben und Senioren in aller Ruhe ihre Einkäufe tätigen können.

Wer kennt das nicht: Man hat es eilig, wie so oft, und bei der Supermarktkassa steht ein älterer Herr, der eine gefühlte Ewigkeit braucht, die Waren auf das Förderband zu legen und später wieder ins Einkaufswagerl zurück. Als er dann den zu bezahlenden Geldbetrag bis auf den Cent genau langsam aus dem Portemonnaie herausfischt, beginnen die hinter ihm stehenden Kunden die Augen zu verdrehen, was auch dem Senior nicht verborgen bleibt. Stress auf allen Seiten also.

In Japan werden „langsame Kassen“ für ältere Kunden eingeführt

Jeder vierte Japaner ist älter als 65 Jahre

Um solche Situationen zu vermeiden, startet jetzt ein Einkaufszentrum in Japan ein Pilotprojekt. „Langsame Kassen“ für Senioren sollen Abhilfe schaffen. Zunächst jeden zweiten und vierten Mittwoch eines jeden Monats zwischen 13 und 15 Uhr soll probeweise eine von sechs Kassen sozusagen entschleunigt werden. Jüngeren Kunden bleiben die verbleibenden fünf „fast tracks“, ältere können in Ruhe ihre Einkäufe tätigen, und die Kassiererinnen wurden extra angewiesen, auf die Bedürfnisse der „Golden Agers“ Rücksicht zu nehmen. Zumal deren Zahl nicht nur, aber gerade auch in Japan rasant wächst: Einer von vier Japanern ist mittlerweile älter als 65 Jahre.

Holland: „Plauderkassa“

Ganz neu ist die Idee freilich nicht – auch wenn sie in den Niederlanden aus einem anderen Grund eingeführt wurde. Dort gibt es in einem Supermarkt der Gemeinde Vlijmen die sogenannte „Plauderkassa“. Dort können die Kunden in aller Ruhe ein Pläuschchen mit der Kassiererin halten – wie früher beim guten, alten Greißler oder im Tante-Emma-Laden. Entschleunigung ist der eine Effekt, der andere zielt auf die Vereinsamung älterer Menschen ab, die „Plauderkassa“ soll dem entgegenwirken.

„50-plus-Markt“

Noch radikaler ging man es einmal in Österreich an. 2003 eröffnete die Handelskette ADEG in Salzburg einen ersten Supermarkt speziell für ältere Menschen. Mit dem „50-plus-Markt“ wollte man der Konkurrenz das Wasser abgraben. Mit rutschfreien Böden, Einkaufswagerln mit Sitzgelegenheit und Lupen für das Kleingedruckte sollten die Senioren in Scharen in den Markt gelockt werden. An der Kassa gab es sogar Blutdruckmessgeräte. Doch die Rechnung der Manager ging nicht auf. Die kaufkräftigen „Golden Agers“ kamen nicht. Mit der Übernahme der ADEG-Märkte verschwand das Konzept in der Mottenkisten.

"Corona-Einkauf" für Senioren

Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie in Österreich boten einige Ketten „Seniorenöffnungszeiten“ an. Damit sich die Risikogruppe nicht bei anderen, jüngeren Menschen ansteckt, sollten zwischen 8 und 9 Uhr nur Ältere ihre Einkäufe machen, appellierten etwa Lidl, Billa und Merkur an ihre Kunden.

Bei Spar sah man das anders: Dort empfahl man Senioren, überhaupt zu Hause zu bleiben und sich von anderen helfen zu lassen. Spar-Sprecherin Nicole Berkmann damals: „Wenn alle Älteren nun gleichzeitig einkaufen kommen, ist das ja nur eine Zusammenballung von Risikogruppen.“

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