Fall „Maddie“: Verdächtiger mit langem Strafregister

Die Eltern mit einem Bild ihrer Tochter "Maddie"
Christian B. vergriff sich öfter an Kindern und wird mit Entführungsfall einer fünfjährigen Deutschen in Verbindung gebracht.

Seine bisher letzte – noch nicht rechtskräftige – Verurteilung in seiner langen kriminellen Karriere verdankt der mögliche Mörder des dreijährigen britischen Mädchens „Maddie“ McCann ausgerechnet zwei Einbrechern, mit denen Christian B. (43) selbst bekannt war. Das Duo stieg in dessen Haus ein – und erbeutete unter anderem eine Video-Kamera. Darauf zu sehen: Die Vergewaltigung einer Frau. Geschockt von den Bildern, wandten sich die beiden Männer an die Polizei. Diese ging alle Fälle der letzten Zeit durch und stieß auf den Überfall auf eine 72-jährige Amerikanerin in deren Domizil an der portugiesischen Algarve 2005. Zum Verhängnis wurde Christian B. ein Körperhaar, das auf dem Bettüberzug der älteren Dame gefunden wurde. Ende 2019 fasste er in Braunschweig dafür sieben Jahre Haft aus.

17 Vorstrafen

Straffällig – laut Spiegel bereits 17 Mal – wurde das Heimkind, das später adoptiert wurde, bereits in seiner Jugend: Mit 16 Jahren der erste Einbruch, ein Jahr später das erste Sexualdelikt, in Würzburg. Unter anderem wurde der damals 17-Jährige wegen sexuellen Missbrauchs eines sechsjährigen Kindes zu zwei Jahren Haft verurteilt. Es folgten Diebstähle, Körperverletzungen, Verbreitung von Kinderpornos etc.

Fall „Maddie“: Verdächtiger mit langem Strafregister

In diesem Haus an der Algarve wohnte Christian B.

1995 setzte sich Christian B. an die Algarve ab. Mit Gelegenheitsjobs hielt er sich über Wasser – angeblich auch mit Drogenhandel und Einbrüchen. Bis 2007 blieb er im portugiesischen Süden. In diese Zeit fällt die Vergewaltigung der US-Bürgerin – und womöglich die Bluttat an „Maddie“, die 2007 aus ihrem Zimmer einer Hotelanlage verschwand, als ihre Eltern essen waren. Der Profiler Axel Petermann sieht jedenfalls eine dichter werdende Indizienkette: „Er war zur Tatzeit dort, hat offensichtlich eine Präferenz für Kinder, die er auch missbraucht hat, und scheint als Einbrecher in Hotelanlagen tätig gewesen zu sein.“ Konkret: Der heute 43-jährige Würzburger hatte ein Haus ganz in der Nähe der Anlage, und sein Handy war am Abend des Verschwindens der Dreijährigen im Ort des Ferienressorts eingeloggt. Erste Hinweise auf eine Täterschaft des Würzburgers hat es bereits 2013 geben – sie waren aber zu vage.

„Etwas Kleines einfangen“

Wieder zurück in der Heimat setzte Christian B. seine kriminellen Akte in Norddeutschland fort. Drogenhandel (die Strafe dafür sitzt er jetzt gerade ab), Diebstähle, Körperverletzung. Und 2013 soll er sich laut Spiegel erneut an einem Kind vergangen haben, auch wegen Kinderpornografie wurde er dafür 2016 zu einer Freiheitsstrafe von 15 Monaten verurteilt, die mittlerweile getilgt ist.

Nach Informationen des deutschen Nachrichtenmagazins wurde auch ein Chat des möglichen „Maddie“-Mörders aus dem Jahr 2013 sichergestellt. Darin soll der Verdächtige einem Bekannten mitgeteilt haben, „etwas Kleines einfangen und tagelang benutzen“ zu wollen. Auf den Einwand des Vis-a-vis’, dass das gefährlich sei, soll Christian B. geantwortet haben: „Och, wenn die Beweise hinterher vernichtet werden.“

Konnex mit Mädchen Inga (5)?

Einem Bericht der Magdeburger Volksstimme zufolge könnte der 43-Jährige auch mit dem Verschwinden des fünfjährigen Mädchens Inga 2015 in Sachsen-Anhalt etwa zu tun haben. Demnach soll Christian B. nur einen Tag nach dem Verschwinden des Kindes auf einem Autobahnrastplatz ganz in der Nähe des Ortes, in dem sich die Familie am 2. Mai zu Besuch aufgehalten hat, einen Unfall gehabt haben. Zudem soll er in der Region (Landkreis Börde) ein altes verfallenes Grundstück besitzen. Dort hätten die Beamten einen Datenstick mit kinderpornografischem Material gefunden. Die Anwältin von Ingas Mutter fordert daher nun neue Ermittlungen in dem Fall.

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