Virtuell statt real: Warum wollen wir Autos nicht mehr live sehen?

Virtuell statt real: Warum wollen wir Autos nicht mehr live sehen?
Videoclips und Webseiten statt Autos zum Anfassen: Warum Automessen heute nicht mehr ankommen.

Ein - oft teures Auto - einmal live vor sich stehen sehen, ja sich vielleicht gar hinters Steuer setzen: Früher zogen Automessen ein Massenpublikum an. Nun scheint ihre Zeit vorbei. Virtuell statt real ist die Devise.

Das Desinteresse trifft auch die ganz Großen in Europa: So ist etwa der traditionsreiche Genfer Autosalon nun definitiv am Ende. Zuletzt hatte sie in diesem Frühjahr in einem kleineren Format stattgefunden. Die Automesse war 1905 ins Leben gerufen worden und galt lange Zeit als eine der weltweit wichtigsten Automobilfachmessen.

 Auch andere Automessen kämpfen ums Überleben: Paris verkleinerte seinen Autosalon schon 2022 von sechs auf zwei Ausstellungshallen. Um die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) akttraktiv zu machen, verlegte man sie von Frankfurt nach München. Dennoch schwinden die Besucherzahlen. Das Internet macht große Salons als Informationsquelle überflüssig, und so investieren Hersteller lieber in Video-Clips und Webseiten statt Ausstellungen.

Heute scheinen Automessen nicht mehr gewünscht - die Gründe

Als die Organisatoren die Hersteller angefragt hätten, um die Ausgabe 2025 vorzubereiten, "hatten wir den Eindruck, uns gegen den Markt zu stellen", sagte Alexandre de Senarclens, Präsident der Stiftung des Internationalen Automobil-Salons Genf, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. "Das mangelnde Interesse der Hersteller am Genfer Salon in einem schwierigen Branchenumfeld, die Konkurrenz durch die Messen in Paris und München, die von den jeweils heimischen Herstellern bevorzugt werden, und die nötigen Investitionen in eine derartige Messe blasen das Schlusshorn für eine weitere Auflage", so der Präsident laut Reuters.

Internet statt Ausstellung

Die Ausgabe 2024 des Salons sei eigentlich vielversprechend gewesen, sagte Generaldirektor Sandro Mesquita. Nach vier Jahren Abwesenheit aufgrund der Corona-Pandemie war es den Organisatoren gelungen, rund 30 Aussteller, 2.000 Journalisten und zahlreiches Publikum zu versammeln. Das Ziel für 2025 habe darin bestanden, die Größe der Veranstaltung zu verdoppeln. Aber "die Signale, die wir erhalten haben, waren schlecht", sagte Mesquita.

Der Autosalon fand heuer unter dem Namen Geneva International Motor Show (GIMS) statt. Er feierte in Genf erstmals seit 2019 wieder ein Comeback - allerdings im Kleinformat. Er wurde von elf auf sieben Tage verkürzt. Die Organisatoren hofften dennoch auf rund 200.000 Besucherinnen und Besucher. Vor der Coronapandemie waren es noch mehr als 600.000 gewesen. In den 2000er Jahren stets über 700. 000 

 Laut NZZ wir ein Sponsor aus Katar, der 2023 beim Autosalon einstieg, diesen in Doha weiterleben lassen. 2023 fand dort erfolgreich ein erster GIMS statt. 2025 soll es eine Fortsetzung geben - und der Name Geneva Motor Show damit in der Szene erhalten bleiben.

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