Wie man Mag(ister)

Wenn der Titel den Menschen beherrscht, wird die Titel-Verliebtheit bedenklich. Aber verstecken muss man ihn auch wieder nicht.
Andrea Hlinka

Andrea Hlinka

Die Titel-Verliebtheit in Österreich nimmt manchmal sonderbare Auswüchse an. Zum Beispiel: „Frau Magistra, Sie können schon zur Frau Doktor kommen.“ Drei Frauen im Wartezimmer blicken daraufhin aus ihrem Magazin auf. Entweder weil alle einen Titel haben.

Wahrscheinlicher ist, dass die Nicht-Akademikerinnen wissen wollen, wer hier seinen Namen aufgeben musste. Man weiß dann nie so recht, soll man nun stolz sein oder wäre man doch lieber ein Individuum mit Namen.

Ich kenne viele, die von ihrer Uni-Zeit erzählen, dass es die schlimmste Zeit ihres Lebens war. Ich kenne genau so viele, die diese als die beste Zeit romantisieren. Ein kleines bisschen stolz – auch wenn sie das nie zugeben würden – sind alle auf ihren Titel. Gerade jene, die einen geschafft haben, während sie gearbeitet oder Kinder bekommen haben oder beides. Studieren ist oft zäh.

Jene ohne Titel, ziehen schnell den Kürzeren

ArbeitgeberInnen sortieren Bewerbungen schnell aus. Je mehr Zuschriften sie für eine Stelle bekommen, desto enger zieht sich die Masche. Jene, die keinen akademischen Titel haben, ziehen dann schnell den Kürzeren. Das ist in allen Unternehmen und Institutionen so, vom Wirtschaftsprüfungsunternehmen bis hin zum Kulturbetrieb.

Besser ist man durch den Titel bestimmt nicht. Für eine Stelle besser geeignet mitunter schon – abhängig von Ausbildung und Job. Das ist nicht immer fair, denn nicht alle Menschen haben das Glück, studieren zu können. Denn Bildung wird in Österreich nach wie vor häufig vererbt. Akademiker-Kinder werden selbst eher Akademiker. Das ist bedenklich.

Bedenklich wird es auch dann, wenn der Titel das Individuum beherrscht. Das kommt vor. Einmal durfte ich dabei sein, als sich ein promovierter Geisteswissenschaftler auf den Aufruf der Flugbegleiterin meldete, es werde dringend ein Doktor benötigt.

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