Trump ist ratlos, seine Gegner sind es auch

Der Präsident steckt mit seiner politischen Botschaft fest, die Demokraten müssen erst eine finden.
Konrad Kramar

Konrad Kramar

Er versprach Zusammenarbeit und suchte – wie immer – Streit. Er redete über ein neues Kapitel amerikanischer Politik und weiß nicht einmal, wie er es beginnen soll. Donald Trump wirkte in seiner Rede zur Lage der Nation wie ein verbrauchter Boxer, der mit seiner immer gleichen Schlagfolge in der Deckung des Gegners landet. Trump ist in der zweiten Hälfte seiner Präsidentschaft und merklich am Ende seines Lateins. Der Unternehmer, der zweifelhafte Praktiken vom Bluff bis zur Erpressung aus seiner Geschäftswelt in die Politik mitgenommen hatte, muss feststellen, dass diese Taktik in der neuen politischen Realität nicht funktioniert.

Die seit den Kongresswahlen gestärkten Demokraten haben ihre Reihen dichtgemacht und sind zum Widerstand entschlossen. Die Republikaner wiederum, von denen sich viele nur widerwillig hinter Trump versammelt hatten, gehen auf Distanz zu ihm, weil er als politische Erfolgsgarantie nicht mehr taugt.

Angeführt von der kampferfahrenen politischen Veteranin Nancy Pelosi, lassen die Demokraten Trump gekonnt auflaufen. Doch dieser politische Triumph ist kurzlebig und kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass man mit dieser Blockadepolitik den nun allmählich anlaufenden Präsidentschaftswahlkampf nicht bestreiten können wird.

Vier Jahre nachdem Hillary Clinton gescheitert ist, weil sie Trumps düsterem Populismus nichts entgegenzusetzen hatte, haben die Demokraten noch keine überzeugende positive Botschaft und keine Persönlichkeit, mit der man gegen den Präsidenten antreten kann. Findet man die nicht, droht eine politische Schlammschlacht – und in dieser Disziplin wird der Kämpfer Trump schwer zu schlagen sein.

Kommentare