Gegen eine andere Welle hilft aber weder ein Neujahrsvorsatz noch das, was die neue Gecko-Kommission verkündet hat. Vorschriften für Einreisen und eine neue Sperrstunde werden die Omikron-Welle nicht aufhalten. 48 Stunden bevor die Christbaumkerzen in den Wohnungen und Häusern entzündet werden, wollte die Politik keine Hiobsbotschaft verkünden. Gut so, denn der Mensch braucht Atempausen, um nicht durchzudrehen. Also wie kommen wir aus dieser trostlosen Situation wieder heraus?
Selbst wenn es im Jänner neue Lockdowns geben muss, vielleicht sogar noch massivere als je zuvor (verpflichtendes Homeoffice zum Beispiel), geht ja Omikron nicht weg, sondern wartet in aller Ruhe auf den nächsten Wirt, der das Virus nach dem Lockdown einfängt und weiterträgt. Dennoch ist es jetzt notwendig, die Hochlaufkurve so lange wie möglich zu verzögern. Erstens um nicht das Gesamtsystem unseres Landes zu gefährden. Bei zigtausenden Infektionen säße das halbe Land sehr rasch in Quarantäne, und der Betrieb eines gesamten Staats wäre plötzlich gefährdet. Zweitens ist die Impfrate noch zu niedrig. Würden wir schutzlos die Omikron-Welle durchrauschen lassen, würde das selbst bei (noch nicht erwiesenem) mildem Verlauf eine hohe Zahl an Toten nach sich ziehen. Auch eine Triage vor den Krankenhäusern wäre dann nur schwer vermeidbar.
Wir müssen also wieder die Ungeimpften schützen. Und diese müssen sich spätestens mit der Impfpflicht ohnehin impfen lassen. Erst wenn das erreicht ist, könnte Omikron ein „optimales Postpandemievirus“ werden, wie der deutsche Virologe Christian Drosten meint. Eine Variante, mit der wir leben können und müssen. Je schneller die Durchimpfung vorangeht, desto rascher könnte dieser Zustand eintreten. Vielleicht legen uns noch viele Ungeimpfte ein Packerl unter den Baum und holen sich über die Feiertage die erste Spritze. Oder die Regierung zieht die Impfpflicht schneller durch als geplant. Denn nach jetzigem Entwurf wäre der erste Stich erst am 15. März fällig. Und vielleicht kommen viele, die jetzt gereizt, aufgebracht und hasserfüllt sind, zu Weihnachten etwas zur Besinnung. Wurmmittel-Politiker, gewaltbereite Impfgegner oder Corona-Leugner.
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