Beispiel Ukraine. Der Grant der Europäer über die Teuerung richtet sich zunehmend gegen die eigenen Politiker und deren Sanktionsbeschlüsse, anstatt gegen den Krisenverursacher. Immer mehr Menschen meinen, man solle sich mit Putin „wieder gut stellen“, dann werde sich „schon alles wieder einrenken“. Dass da ein machttrunkener Aggressor auf nichts hinauf ein Blutbad anrichtet, wird zunehmend ausgeblendet. Russlandfreundliche Parteien wittern Morgenluft – siehe den Zulauf zu Rechts- und Linkspopulisten in Frankreich oder, aktuell, den Sturz des Pro-Europäers Mario Draghi in Italien. Auch im heimischen Hofburgwahlkampf zeichnet sich deutlich die Frontlinie ab: eine Schwadron von Anti-Sanktions-Populisten wird sich an Van der Bellen reiben, der seinerseits eine „Unterwerfung“ Europas unter Putin strikt ablehnt.
Klimakrise wird weggeredet
Ähnlich verhält es sich bei der Klimakrise. Die wohlverdiente Ferienstimmung wird von Klimaleugnern missbraucht. Motto: Heiß war’s im Sommer immer schon. Hitzetote, Waldbrände, vertrocknende Gewässer – alles wird weggeredet. Einer dieser Chefignoranten schickt sich an, als Staatsoberhaupt zu kandidieren.
Auch die Landtagswahlkampagnen sind dabei zu entgleisen, sie geraten zum Wer-ist-der-bessere-Windrad-Verhinderer-Bewerb. Typisch Österreich, bahnt sich eine Neiddebatte an, wer beim Energiesparen mehr nachgeben muss (anstatt, wer mehr spart). Schon wird jede einzelne Liftstütze zum föderalistischen Siegessymbol stilisiert. Aber was, bitte, bringt ein Skilift, wenn es unter 2.000 Metern bald nicht mehr schneit?
Gerade die Ukraine- und die Klimakrise ließen sich gut in Symbiose lösen, wenn man wollte. Sonnenstrom, Wasserreserven und Grünraum sind auch keine unpopulären Themen. Die Politik müsste halt dazusagen, dass das gewohnte Leben nur über den Weg des Fortschritts erreichbar ist – und nicht im Retourgang zu Putins Zapfhähnen.
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