Sollen wir die FFP2-Masken aufbehalten?
Die Infektionszahlen fallen, die Maßnahmen werden locker: Wie wollen wir weiter verfahren? Als sicherster Schutz in der hochansteckenden Omikron-Phase hat sich die FFP2-Maske erwiesen, vor allem wenn sie von möglichst vielen getragen wird. Sie schützt einen selbst und andere vor den eigenen, möglicherweise unerkannten, Viren. Es gibt also Stimmen, die ein Beibehalten der Maskenpflicht fordern.
PRO
Wer ins Auto steigt, legt den Sicherheitsgurt an, bevor er oder sie losfährt Rechtsvorschrift und Schutz des eigenen Lebens.
Wer auf ein Moped steigt, trägt einen Motorradhelm Rechtsvorschrift und Schutz des eigenen Lebens.
Wer seine neunjährige Tochter mit dem Fahrrad zur Schule fahren lässt, achtet darauf, dass sie einen Radhelm auf dem Kopf hat Rechtsvorschrift und Schutz des Lebens des eigenen Kindes.
Wer sich in einem Möbelhaus von einer Angestellten 20 Minuten beraten lässt oder zweieinhalb Stunden im Kinosaal mit 200 Unbekannten gemeinsam einen Film genießt, hat eine Maske auf: (Derzeit noch) Rechtsvorschrift, Schutz der eigenen Gesundheit und Schutz der Gesundheit anderer Menschen oder gar ihres Lebens. Denn dass eine Covid-Infektion fatal verlaufen kann, ist nach zwei Jahren Pandemie und mehr als 16.000 Todesopfern allein in Österreich erwiesen.
So unterschiedlich Experten zuweilen die Corona-Lage bewerten, eines sagen sie unisono: Das simpelste Mittel gegen die Weitergabe des Virus ist der Mund-Nasen-Schutz, in Österreich eben mit dem höheren Standard der FFP2-Maske. Freilich, die Schutzwirkung der Masken ist nicht hundertprozentig, aber doch sehr groß, vor allem, wenn alle Beteiligten eine tragen. Die Masken sind im Überangebot vorhanden, ihre Verwendung denkbar einfach und längst teil des Alltags. Selbst passend zur Jahreszeit, Kleidung oder Festlichkeit kann man sie auswählen, wem Einheitsweiß zu fad ist.
Und bevor dieses Argument kommt: Ja, auch unter Autolenkern gibt es bei Unfällen Todesopfer, obwohl sie angeschnallt waren aber würde man die Gurtenpflicht aufheben, weil dank ihrer Einführung die Anzahl der tödlich verletzten Autofahrer massiv gesunken ist?
Elisabeth Holzer ist Chronik-Redakteurin in der Steiermark.
CONTRA
Der 1. April war für unser Nachbarland Schweiz ein besonderer Tag. Da ist die Maskenpflicht gefallen. Nicht nur in Geschäften, sondern überall. Auch in den Öffentlichen Verkehrsmitteln. Bei den Neuinfizierten sind die Zahlen danach nicht explodiert, nicht einmal besonders stark angestiegen.
In Österreich ist die Debatte viel aufgeregter, wenn es um den FFP2-Mundschutz geht. Als vor wenigen Wochen die Corona-Zahlen in die Höhe schnellten, war die Maskenpflicht in Innenräumen bis auf wenige Ausnahmen sofort wieder da. Wien ist sogar noch strenger, da muss man in allen Geschäften den Mund bedecken. In der Gastronomie darf man nur an seinem Sitzplatz frei essen und reden. Wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass man sich gerade auf dem Weg vom Tisch zum WC und zurück infiziert, wird wohl nie richtig erhoben werden.
Wenn jetzt die Corona-Regeln wegen der fallenden Infektionszahlen wieder gelockert werden, dann müsste im Alltag auch das verpflichtende Tragen der FFP2-Maske zu Ende sein. Wir sollten uns da an der Gelassenheit der Schweizer – und auch vieler anderer europäischer Länder – orientieren. Es müsste reichen, wenn beim Husten und Reden jene defensive Etikette gewahrt wird, die ein Gegenüber vor einem Schwall an Aerosolen bewahrt – vor allem in den Öffis.
Dass da Gesundheitsrichtungen wie Krankenhäuser, Pflegeheime oder auch Arztpraxen anders bewertet werden müssen, ist ohnehin klar. Aber sonst? Da kann man auf eine Pflicht verzichten und den Menschen ein Stück Freiheit wieder zurückgeben. Wer sich unsicher fühlt, der kann und wird sicherlich weiterhin in alle Lebenslagen mit Maske erscheinen. Deswegen muss man sie aber nicht allen anderen aufzwingen. Für den Herbst wäre wichtiger, dass man mit dem Impfen endlich klar kommt.
Martin Gebhart ist Leiter des Ressorts Chronik im KURIER.
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