Sollen Lohnabschlüsse die Inflation abgelten?
Der Karren ist wieder einmal verfahren: Die zweite Runde der Kollektivvertragsverhandlungen in der Metalltechnischen Industrie wurde ergebnislos abgebrochen. Die Arbeitgeber provozierten die Arbeitnehmervertreter mit einer angebotenen Lohn- und Gehaltserhöhung von lediglich 2,5 Prozent und eine steuer- und abgabenfreie Einmalzahlung von 1.050 Euro. In Betriebsrätekonferenzen stellte sich die Gewerkschaft am Samstag für weitere Kampfmaßnahmen ein. Sie fordern plus 11,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt.
Auch in der KURIER-Wirtschaftsredaktion wird darüber diskutiert. Sollen Lohnabschlüsse die Inflation abgelten?
JA....
Die ungewöhnlich hohe Inflation bei gleichzeitig flauer Konjunktur macht eine gerechte Lohnfindung heuer schwierig wie nie. Ohne Inflationsabgeltung bleiben die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aber auf den Reallohnverlusten des Vorjahres sitzen. Der Kaufkrafterhalt ist aber gerade jetzt bitter nötig, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Dies gilt besonders für die (mehrheitlich weiblichen) Beschäftigten in den Dienstleistungsbranchen, die von Gehältern wie in der Metallindustrie nur träumen können.
Als KV-Verhandlungsbasis verwirrende Rechnungen mit Einmalbeträgen und Prozentzahlen anzubieten, bei denen sich am Ende niemand mehr auskennt, helfen hier nicht weiter. Wenn Staatshilfen wie die Abschaffung der kalten Progression in die Lohnfindung eingepreist werden, müssten auch Coronahilfen oder die Senkung der Körperschaftssteuer gegengerechnet werden. Was kommt da noch? Das Wetter? Die Lottozahlen?
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