PRO:
Dass Extremwetterereignisse und Naturkatastrophen aufgrund des Klimawandels zunehmen werden, bezweifelt kaum jemand. Das werden auch die Schäden. Statistiken zeigen, dass Schadensummen in den vergangenen zehn Jahren um ein Drittel auf mehr als eine Milliarde Euro gestiegen sind. In Zukunft dürfte sich das noch beschleunigen. Es werden auch immer mehr Menschen von solchen Ereignissen betroffen sein. Gebiete, die heute noch als vermeintlich sicher gelten, werden das vielleicht schon bald nicht mehr sein.
Private Versicherungen decken die Schäden in Österreich nur zum Teil ab, weil eine Vollwertdeckung durch die geringe Anzahl der Versicherten nicht finanziert werden kann. Mehr als 10.000 Euro werden selten ausbezahlt. Der Katastrophenfonds macht Betroffene zu Bittstellern, bietet keine Rechtssicherheit und schafft Ungleichheiten zwischen den Bundesländern und Raum für Politaktivismus.
Modelle für eine Lösung gibt es. In der Schweiz, in Frankreich, Spanien oder Belgien. Auf Belgien beruft sich der Versicherungsverband, der sich für eine Versicherungspflicht starkmacht. Dort sind Naturkatastrophenrisiken an die Feuerversicherung gekoppelt. Dazu gibt es auch Alternativen. Denkbar wäre etwa auch eine öffentlich verwaltete Basisversicherung, wie sie etwa deutsche Ökonomen vorschlagen, die durch private Zusatzversicherungen ergänzt wird. Dass es eine nachhaltige Lösung braucht, zeigen Debatten wie diese, die nach jedem Hochwasser verlässlich aufpoppen.
Patrick Dax ist Wirtschaftsredakteur
Nicht schon wieder: Nach schweren Unwettern gehört der Ruf nach der „Pflichtversicherung für Naturkatastrophen“ bereits zum unguten Ton. Denn in der Realität löst eine Pflichtversicherung kein einziges Problem. Sie verhindert nicht, dass Siedlungen in Hochwasser-Gebieten gebaut werden. Sie ändert nichts daran, dass über Jahrzehnte Flüsse begradigt und eingeengt wurden. Und sie hilft auch nicht beim Ausbau von Hochwasserschutz. Nachhaltig wirken aber eben nur Investitionen in die genannten Punkte: Renaturierung, eine Begrenzung der Bodenversiegelung und der Ausbau des Hochwasserschutzes. Ja, in besonders schlimmen Fällen auch finanzielle Hilfe bei Umsiedlungen.
In die Pflicht genommen werden sollte also vor allem die Politik. Eine Pflichtversicherung wünscht sich in erster Linie die Versicherungsbranche. Die Arbeiterkammer befürchtet nicht grundlos, dass dann die Kosten künftiger Katastrophen auf Eigenheimbesitzer abgewälzt werden. Die Versicherungsprämien müsste man nämlich immer wieder anheben. Denn die Schadensfälle und Schadenssummen werden aufgrund häufigerer Extremwetterereignisse deutlich ansteigen. Und bei aller Panik: Wir werden nicht jedes Jahr ein Jahrtausendhochwasser erleben. Günstiger und treffsicherer wären also kurzfristige Aufstockungen des staatlichen Katastrophenfonds, der nicht versicherbare Schäden abdeckt. Und hier liegt das eigentliche Problem: In den Bundesländern gelten unterschiedliche und oft noch viel zu niedrige Beihilfen.
Michael Hammerl ist Innenpolitik-Redakteur
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