PRO
Ja. In Kenntnis der Forschung Hunderttausender Wissenschafter rund um den Globus ist es nicht nachvollziehbar, wie man gegen den Ausstieg aus fossilen Energieträgern sein kann. Das wäre nichts weniger als ein „Nach mir die Sintflut“-Zugang.
In der Klimadiskussion geht es um die Herausforderung, künftigen Generationen einen Planeten zu hinterlassen, der für Menschen bewohnbar bleibt. Mit dem Aus für Fossile machen wir unsere Wirtschaft kaputt? Nein, aber unsere Lebensgrundlage auf Erden. Wir steuern gerade auf eine Erwärmung bis 2100 von knapp 3°C zu. Diese Tatsache haben gerade Vertreter von 197 Staaten im Schlussdokument der COP28 bestätigt. Drei Grad heißt, es wird große Gebiete auf der Welt geben, die wegen Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit für Menschen unbewohnbar (tödlich) sein werden. Milliarden Menschen werden woanders hinziehen müssen. Eine andere Tatsache ist, dass der Großteil der Erdöl- und Erdgasvorkommen geografisch in den Händen von wenigen Despoten oder absolutistischen Monarchen liegt. Und denen zahlen wir jedes Jahr viele Milliarden und der Rest der Welt viele Billionen. Um das abzustellen, müssten wir unser seit 130 Jahren gewachsenes fossiles Energiesystem samt Infrastruktur umbauen. Es wird spannend zu sehen, welche Länder das am cleversten machen, also eine Menge neuer Windräder und PV-Anlagen bauen. Das kriegen wir derzeit nur ganz schwer hin. Bleibt die Frage: Was sind wir wirklich bereit, für die Zukunft der kommenden Generationen zu „opfern“?
Bernhard Gaul, KURIER-Klimaredakteur
CONTRA
Papier ist geduldig. Wenn es in der Abschlusserklärung der zu Ende gegangenen Klimakonferenz heißt, dass es bis 2050 zur Abkehr von fossilen Energieträgern kommen soll, wird man erst in einigen Jahren beurteilen können, ob die Umsetzung tatsächlich gelingen wird. Skepsis ist angebracht angesichts des weltweit wachsenden Energiebedarfs. Und dieser ist auch der Grund, dass bis auf Weiteres die Menschen nicht ohne Öl und Gas auskommen werden.
Alternativen wie Wind, Sonne und Geothermie sind gut und schön, werden aber so schnell nicht fossile Energieträger ersetzen. Beispiel Kerosin: Biotreibstoffe sind in ihrer Herstellung weitaus teurer und auch nicht in ausreichenden Mengen vorhanden.
Die Wirtschaft benötigt ausreichend Zeit, um diese riesige Umstellung zu bewältigen. 25 Jahre hören sich lange an, sind es in Wirtschaftszyklen aber nicht. Bei Elektroautos etwa ist zu sehen, wie sehr das geplante Aus für Verbrenner in der EU ab 2035 schwierig wird. Konsumenten scheuen nach wie vor den Kauf und auch Hersteller sind ob der Machbarkeit skeptisch.
Nicht zuletzt scheitert es oft an der Macht des Faktischen. Viele Flüsse sind schon mit Kraftwerken zugebaut, Windräder sind teils eine optische Zumutung und die privaten Solaranlagen bringen im Winter relativ wenig.
Die Forschung wird sicher in den nächsten Jahren vieles weiterbringen. Gepaart mit Technologieneutralität ist davon auszugehen, dass es der Menschheit gelingen wird, die Erderwärmung einzudämmen. Ganz ohne Untergangsszenarien und Hysterie.
Robert Kleedorfer, Ressortleiter Wirtschaft
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