Die Pandemie hat dazu geführt, dass die Österreicher beim Lebensmitteleinkauf mehr auf Nachhaltigkeit und Regionalität achten und dafür gern mehr Geld ausgeben. Angeblich.
Das ändert aber nichts daran, dass Lebensmittel ein weltumspannendes Milliardengeschäft sind, in dem knallhart kalkuliert wird. Daran können auch jene Werbebotschaften nichts ändern, die gern kleine Bauernhöfe und noch kleinere Manufakturen ins Rampenlicht stellen. Zu Recht. Denn für vermeintlich so liebevoll produzierte Lebensmittel ist Otto-Normalverbraucher gerne bereit, tief in die Tasche beziehungsweise ins Haushaltsbudget zu greifen.
Zumindest, bis er im Supermarkt vor einem Aktionsschild steht und alle guten Vorsätze vergisst. Was gekauft wird, entscheidet dann der Preis. Selbst wenn in Umfragen gerne etwas anderes behauptet wird.
Wenn Supermarktketten Billigfleisch aus dem Ausland ins Regal schlichten, hat das vor allem einen Grund: Sie wissen, dass sie damit Kunden ins Geschäft und Geld in die Kassa bekommen. Skandale um unter fragwürdigen Bedingungen produzierte Importware haben oft ein kürzeres Ablaufdatum als das in Verruf gekommene Fleisch selbst. Was ein fairer Preis für ein Stück Fleisch ist, kann so gut wie niemand mehr beziffern.
Dennoch starren alle auf den Preis. Der ist auch der Grund, warum geschätzte 50 Prozent der in Österreich verspeisten Kalbsschnitzel von Tieren stammen, die in Industrieställen jenseits der Landesgrenzen gemästet wurden, etwa in den Niederlanden. Die Tierwohlstandards dort kennt man in der Regel nur vom Wegschauen. Genauso wie man lieber nicht nachfragt, unter welchen Bedingungen das Bio-Gemüse „Made in China“ produziert wurde und welchen -Fußabdruck es auf seiner Reise über die halbe Erdkugel hinterlässt.
Corona hat einmal mehr gezeigt, dass die Welt vernetzt ist – auf teils skurrile Weise. Weil die Maschinen der Fluglinien in der Pandemie am Boden blieben, wurde weniger Kerosin getankt und produziert, was letztlich die Preise von Joghurtbechern in die Höhe getrieben hat. Diese werden aus Polymeren hergestellt, die wiederum ein Nebenprodukt der Kerosin-Produktion sind. Nur einer der Nebenschauplätze, auf denen sich die Produzenten gerade bewegen. Zu all dem kommen Missernten – etwa bei Beeren oder Pfirsichen – aufgrund von Wetterkapriolen rund um den Globus.
Während Rohstoffe vielerorts knapp und Missernten immer häufiger werden, könnten sich wirklich nachhaltig denkende Konsumenten überlegen, ob sie nicht einfach weniger einkaufen. Und damit weniger wegwerfen. Ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel landet laut Erhebungen auf dem Müll. Eine Quote, die sich die Welt nicht mehr lange leisten kann.
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