Er ist aktuell der Chefcoach des englischen Rekordmeisters Manchester United und somit Trainer von Cristiano Ronaldo. Er war das Mastermind von Red Bull Salzburg und hat als solches einen Klub von bestenfalls regionaler Bedeutung in eine neue Galaxie katapultiert – was auch immer man davon hält, dass Tradition im Fußball nichts mehr zählt. Und er hat in Deutschland aus dem Provinzklub Hoffenheim einen Topverein gemacht.
Für all jene, die sich für Fußball so sehr interessieren wie andere für Klöppeln, lässt sich diese sportliche Karriere in einem Satz subsumieren: Rangnick ist jemand, der auf Spitzenleistungen aus ist und sich nicht mit dem Mittelmaß und der Regionalliga zufriedengibt.
Aber wie passt so jemand zum Nationalteam? Und wie passt er überhaupt nach Österreich, wo das Nörgeln zumeist wichtiger ist als der Versuch, Dinge zu ändern, wo die Hättiwaris gerade im Sport den öffentlichen Diskurs beherrschen, wo Rangnicks System von selbst ernannten Teamchefs sofort hinterfragt wird und wo man sich in dieser bizarren Mischung aus übertriebenem Nationalstolz und Minderwertigkeitskomplex suhlt?
Rangnicks Bestellung ist, und wir reden hier nicht vom Reisepass, das Unösterreichischste, das beim Nationalteam passieren konnte. Und man hätte dem Duo Peter Schöttel (Sportdirektor) und Gerhard Milletich (ÖFB-Präsident) diesen Mut gar nicht zugetraut.
Vielleicht werden sie ihn bald bereuen, wenn jemand mit Rangnicks Konsequenz und Beharrlichkeit Systemfehler im Verband schonungslos aufdeckt und mit der Wiener Gemütlichkeit aufräumt. Dass nun jemand mit einem solchen internationalen Anspruch diesen Posten bekleidet und gegen Provinzialismus ankämpft, kann sportpolitisch gar nicht hoch genug bewertet werden.
Im Übrigen hat Rangnick auch eine Stiftung gegründet, die sich für benachteiligte Kinder einsetzt und Bildung ins Zentrum rückt. Kicken und g’scheit sein – ja, das geht.
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