Die Arbeitnehmerseite hingegen hat sich bis dato kaum bewegt. Der Spielraum von ihrer Ausgangsforderung von 11,6 Prozent ist allerdings relativ gering. Immerhin spricht Chefverhandler Reinhold Binder nun davon, dass „ein Teuerungsausgleich das Mindeste“ sei.
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Die Metaller-Verhandlungen gelten nicht nur vom Zeitpunkt als richtungsweisend und Vorbild für andere Branchen. Die Berufsgruppe verkörpert wie kaum eine andere die typische Arbeiterschaft, die obendrein stark gewerkschaftlich organisiert ist und daher immer schon gute Abschlüsse zuwege gebracht hat. Generell sind die Löhne und Gehälter deutlich höher als anderswo. Dies wäre eigentlich Grund genug, sich bei den Forderungen ein wenig zurückzuhalten. Schließlich steckt die Industrie in einer Rezession, und auch für nächstes Jahr sind die Aussichten verhalten. Die Personalkosten in Österreich sind schon jetzt zu hoch.
Dass es auch anders geht, zeigen etwa die Bäcker, die deutlich weniger verdienen als die Metaller bei ebenso anstrengender Tätigkeit. Sie haben aktuell mit 9,7 Prozent abgeschlossen, was übrigens fast der Anpassung der Pensionen entspricht. Mit gutem Willen beider Seiten sollte diese Zahl – etwas mehr oder weniger – auch bei den Metallern möglich sein. Weitere Streiktage würden die Betriebe derzeit jedenfalls leichter wegstecken als bei Hochkonjunktur. Die Aufträge sind teils rückläufig und daher leichter wieder einzuarbeiten. Und für die Löhne der bestreikten Arbeitsstunden muss die Gewerkschaft aufkommen.
Freizeit statt Geld
Eine Möglichkeit, den festgefahrenen Karren flott zu kriegen, wäre eine teilweise Kompensation in Form von Freizeit. Sprich, die Arbeitszeit vorläufig um ein paar Stunden zu reduzieren, bis die Konjunktur wieder anspringt. Für zahlreiche Betriebe wäre das aktuell wohl stemmbar.
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Allerdings sollte die politische Signalwirkung nicht unterschätzt werden. Funktioniert das Modell im Praxistest, könnte das Andreas Babler zugutekommen. Der SPÖ-Chef fordert ja eine Arbeitszeitverkürzung auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Ob ihm die Arbeitgeber vor Nationalratswahlen eine solche Auflage machen wollen, ist zu bezweifeln.
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