Es sei Bablers Strategie, sagt Marcus Arige, Präsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes Wien, zum KURIER: „Man muss in einer immer differenzierteren Parteienlandschaft auch darauf schauen, dass man seine Kernklientel hinter sich bekommt, deshalb ist diese Zuspitzung taktisch nachvollziehbar.“ Mittelfristig müsse und werde die SPÖ aber auch die Selbstständigen wieder für sich gewinnen, betont Arige. „Ich weise Andreas Babler bei jedem gemeinsamen Treffen darauf hin und ich denke, er sieht das genauso.“
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"Braucht Gewerkschaften dringend"
Aber ist es aus Bablers Sicht sinnvoll, die Unternehmer-Perspektive gänzlich auszublenden? Politikwissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle sagt: „Die starken Landesparteien in Wien und dem Burgenland unterstützen Babler nur eingeschränkt. Wenn er dennoch ausreichend Hausmacht in der SPÖ gewinnen will, braucht er also dringend die Unterstützung der mächtigen Gewerkschaft, sonst wird er nicht Bundeskanzler.“ Wäre Babler Kanzler, so Stainer-Hämmerle, würde er wie aktuell die ÖVP darauf verweisen, dass die Sozialpartner für die Lohnverhandlungen zuständigen seien.
Aktuell politisiert die SPÖ die Verhandlungen, wie schon lange nicht mehr. Entgegen dem Trend: „Die Trennung zwischen Gewerkschafts- und Parteipositionen in der SPÖ ist seit Alfred Gusenbauer größer geworden“, sagt Stainer-Hämmerle. SPÖ-Vertreter seien nicht mehr so sehr Gewerkschafter und Parteipolitiker in Personalunion.
Warum? „Für die Gewerkschaft ist es wichtig, nicht mehr so stark als parteipolitisch wahrgenommen zu werden, um eine bessere Verhandlungsposition zu haben“, erklärt die Expertin. Den Gewerkschaften helfe es also nicht wirklich, wenn Babler ihnen stark zur Seite springe. „Babler hilft es wiederum, weil er bei diesem Thema seine Botschaften gut platzieren kann.“
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