Nachlässigkeit der SPÖ: Ein Franz Vranitzky darf nicht fehlen

Grundsätzlich muss festgestellt werden: Der Parteitag der SPÖ in Graz war von der Bundesgeschäftsführung gut organisiert worden. Die Abstimmungen und auch die Diskussionen über die unzähligen Anträge wurden zügig und doch breit genug durchgeführt. Alles in allem eine runde, gut durchgetaktete Parteiveranstaltung.
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Einen bitteren Wermutstropfen wird man dennoch nicht wegreden können: Dass niemand aus der Reihe der Vorgänger von Andreas Babler gekommen ist, hat schon am Wochenende in der Grazer Messe für Aufsehen gesorgt.
Dass am Tag danach jetzt darüber gerätselt werden musste, ob korrekt eingeladen worden ist oder nicht, ist ein Zeichen von Nachlässigkeit. Ex-Kanzler Franz Vranitzky, der Grandseigneur der Sozialdemokratie, etwa war bisher zu jedem Bundesparteitag seiner Partei gekommen. Und er wäre sicher auch diesmal dabei gewesen, wenn man sich um ihn bemüht hätte.

Immerhin waren etliche Monate davor alle Ex-Kanzler in Wien zusammengekommen, als Ex-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner um Unterstützung im internen Parteistreit gebeten hatte. Sogar Viktor Klima war aus dem Ausland angereist. Diesmal war aus dieser honorigen Runde überhaupt niemand dabei gewesen. Wobei man im Fall von Alfred Gusenbauer auch froh darüber gewesen sein dürfte, da er als Unterstützer von René Benko in die Anti-Reichen-Erzählung von Babler wohl kaum gepasst hätte.
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Wenn die große Abwesenheit also mit einem zu geringen Bemühen oder vielleicht auch mit einer Fehleinschätzung zu begründen ist, dann sorgt das zwar für parteiinterne Schmerzen, ist aber kein Beinbruch. Wenn allerdings das Kalkül dahinterstecken sollte, dass diese Abwesenheit ein gutes Zeichen für die Abgrenzung zu vergangenen Zeiten in der SPÖ ist – wie teilweise in sozialen Netzwerken zu lesen war –, dann wird es zum Problem. Denn auch die neue Babler-SPÖ kann nicht direkt an Bruno Kreisky anschließen.

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