Wie ein Kinderprogramm für mehr Akzeptanz die FPÖ auf den Plan ruft
In der Nacht von 2. auf 3. Juni 2022 wurde der Eingang der städtischen Bücherei Mariahilf zugemauert – mit Betonbausteinen und PU-Schaum. Darauf zu lesen: „#nopridemonth“, also „Kein Pride-Monat“. Der Juni wird weltweit als „Pride Month“ gefeiert, um für Vielfalt und Toleranz zu werben, so auch in Wien. Zu
der Aktion vor der städtischen Bücherei bekannte sich damals die rechtsextreme Bewegung „Identitäre“. Der Grund: Drag Queen Candy Licious (Bild) sollte an dem Nachmittag aus Kinderbüchern vorlesen. Grüne, Neos und SPÖ kritisierten die rechtsextreme Aktion scharf. Auch von der Wiener FPÖ kam Kritik, allerdings an der Lesung an sich: Es handle sich um „Sexualisierungspropaganda“, die „klar abzulehnen“ sei.
Jetzt wittert die FPÖ wieder „Sexualisierungspropaganda“. Ausgangspunkt diesmal ist der „Queen’s Brunch“, der am 16. April in der Villa Vida an der Linken Wienzeile stattfindet. Die Villa Vida ist das queere Community-Café der Rosa-Lila-Villa, beim Queen’s Brunch lesen Drag Queens Geschichten vor und singen. Die Veranstaltung dauert eine Stunde und ist für Kinder ab 5 Jahren. Von der Stadt gibt’s dafür Förderungen, für die FPÖ ist das „Transgender-Irrsinn“, gegen den es „massiven Widerstand“ brauche. In einem Sonderlandtag fordert sie nun unter dem Deckmantel des Kinder- und Jugendschutzes ein Verbot von „Drag-Queen-Shows“ für Kinder.
Laut dem Veranstalter gehe es beim Queens’s Brunch um Selbstliebe und Akzeptanz. Stattfinden soll er trotz des Protests, genauso wie die Lesung vor einem Jahr trotz der Störaktion stattgefunden hat.
Beruhigend zu wissen, dass Wiener Kinder in einer Stadt aufwachsen, in der Störaktionen genauso wenig toleriert werden, wie sich für menschenfeindliche Anträge wie jenen der FPÖ eine politische Mehrheit finden wird.
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