Warum die Wiener und Wienerinnen so oft einen Baum aufstellen

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Der Baum ist zum Inbegriff des Klimaschutzes avanciert.
Julia Schrenk

Julia Schrenk

Das Übel an der Wurzel. In Teilen Währings, Hernals’ und Döblings stellt die Bevölkerung aktuell den sprichwörtlichen Baum auf. Der Grund ist da wie dort derselbe: Es wurde ein Baum gefällt (oder gleich mehrere). Beziehungsweise droht, ein Baum gefällt zu werden (oder gleich mehrere).

Aus Döbling erreichte die Redaktion ein Schreiben – Betreff: „Baummord“ –, das an den Bezirksvorsteher gerichtet ist. In der Nähe der Villa Redlich sei eine „herrliche Rotbuche“, die eigentlich „ein Naturdenkmal“ sei, wegen einer „angeblichen Garagenerweiterung“ gefällt worden. Und zwar mit der Begründung, dass der Baum morsch sei. Im Anhang: Ein Beweisfoto des Baumstumpfes und der Hinweis, dass keinerlei Anzeichen von morschen Stellen zu finden seien.

Auch der Hernalser Bezirksvorsteher erhielt Post – die hatte es in sich. Auf sieben Seiten begehrt ein Hernalser, der sich dem „Baumschutz“ verschrieben hat, Information über angeblich 67 geplante Baumfällungen beim ehemaligen orthopädischen Spital Gersthof. „Mutmaßlich alle gesund“, schreibt der Hernalser. Er beruft sich auf das Umweltinformationsgesetz.

Der Baum ist zum Inbegriff des Klimaschutzes avanciert. Dass die Menschen das so verinnerlicht haben, ist toll. Und auch der Stadtpolitik geschuldet, die nicht müde wird, sich mit jedem neu gepflanzten Bäumchen (spendet Schatten, kühlt die Umgebung, kompensiert CO2) als Retterin des Klimas zu inszenieren.

Dabei vergisst die Politik aber, das eigentliche Übel an der Wurzel zu packen: den überbordenden Autoverkehr in der Stadt zurückzudrängen und die Rad- und Gehwege endlich sicherer zu machen. Solange das nicht passiert ist, werden ihr Expertinnen und Experten und (vor allem) die junge Bevölkerung völlig zurecht einen Baum aufstellen.

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