Von schmerzenden Zehen und einem glücklosen Astronomen
Sie kennen das sicher: einen Morgen, an dem so wirklich alles schiefgeht. So geschehen vergangene Woche. Ich blieb mit der kleinen Zehe an der Tür hängen, dann gab der Haarföhn den Geist auf und ich musste den Vormittag mit halbnassen Haaren bestreiten – trotz einsetzender Wintertemperaturen. Und dann fuhr mir auch noch der Zug vor der Nase davon.
Mein Grant kannte keine Grenzen. Aber dann fiel mir das Leben von Guillaume Le Gentil ein. Der französische Astronom reiste im Jahr 1761 nach Pondicherry in Indien, um anhand der selten zu beobachtenden Venuspassage Berechnungen zu machen. Dort angekommen musste er aber feststellen, dass Indien in die Hände der Engländer gefallen war und er nicht an Land gehen durfte. Er musste am Schiff bleiben, der Seegang machte seine Berechnungen unbrauchbar.
Als er es acht Jahre später, als die Venuspassage wieder zu sehen war, noch einmal versuchte, war der Himmel wolkenverhangen. Damit war für Le Gentil die Chance vertan – das Himmelsphänomen sollte erst wieder 121 Jahre später zu sehen sein. Er musste also unverrichteter Dinge wieder zurück.
Aber damit nicht genug. Bei der Rückfahrt nach Frankreich erkrankte er an Ruhr und ein Sturm beschädigte sein Schiff. Erst elf Jahre nach seinem Aufbruch aus Paris kam Le Gentil wieder dort an – und erlebte eine böse Überraschung. Seine Familie hatte ihn bereits für tot erklärt und seine Besitztümer aufgeteilt.
Mir ging es schlagartig besser. Ich bin zwar wegen der malträtierten Zehe gehumpelt wie Captain Hook mit seinem Holzbein. Hatte Haare, die nach einem Schiffbruch auch nicht viel anders ausgesehen hätten. Und kam zu spät. Aber zumindest hat am Ziel noch jemand auf mich gewartet.
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