Vom Zauber der längsten Nacht des Jahres
Noch dunkler kann es nicht mehr werden. Am Mittwoch ist die längste Nacht des Jahres (siehe auch Seite 19) und die wird von Persern fast so groß gefeiert wie Weihnachten. Die Yalda-Nacht gilt als eines der ältesten persischen Feste und geht mehrere Tausend Jahre vor die Zeit des Islam zurück auf die altiranische Kultur der Zoroaster. Manche Leser erinnern sich vielleicht an meine Kolumne über die drei Grundsätze dieses uralten Glaubens: „Denke gut, sprich gut, handle gut.“
Yalda bedeutet übersetzt Geburt. Und so wird bei diesem Fest die Wiedergeburt der Sonne und der Sieg des Lichts über die Dunkelheit gefeiert. Im alten Glauben nimmt das Warten und die Trennung von geliebten Menschen ein Ende und das Licht übernimmt die Kontrolle über die Welt.
Bei den Aufständen in den vergangenen drei Monaten wurden im Iran rund 18.000 Menschen inhaftiert und diese wissen in ihren dunklen Zellen nicht, ob sie je wieder das Licht der Freiheit spüren werden. Oft schon seit mehreren Jahren sitzen Tausende weitere Aktivisten, Journalisten, Künstler, Forscher und Gelehrte Strafen ab, die sie mundtot machen sollen.
Patenschaften
Angesichts des steigenden Drucks werden in der Regierung der Islamischen Republik nun Rufe laut, diese Menschen rascher zu exekutieren. Ein Abgeordneter forderte sogar, dass zwischen Verhaftung und Hinrichtung maximal zehn Tage liegen sollen. Möglich machen das 20-minütige Scheinprozesse mit dubiosen Zeugen. Todesurteil. Galgen.
Deutsche Politiker haben nun politische Patenschaften für Gefangene übernommen, denen die Hinrichtung droht. Die Paten setzen sich auf sozialen Medien für eine Person ein, üben Druck auf den iranischen Botschafter und damit auf das Regime aus. Österreichs Abgeordnete sind dem Beispiel gefolgt und haben gleich 183 Patenschaften übernommen. Das kann tatsächlich Leben retten.
Ab heute sind im Iran wieder große Demos angekündigt. Täglich folgen neue Berichte über Tote und Verhaftete.
Für mehr Licht in der Welt. Happy Yalda!
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