Seltsame Tänze beim Begrüßen und Probleme mit der Privatsphäre

Coronavirus - FFP2-Maske
Wenn man sich in Gesellschaft begibt, bemerkt man, welche Spuren die Pandemie an einem selbst hinterlassen hat.
Agnes Preusser

Agnes Preusser

Dass die Corona-Pandemie bei mir doch einige Spuren hinterlassen hat, musste ich vergangene Woche feststellen.

Erstens: In mir herrscht noch immer eine grobe Verunsicherung, wie ich Menschen begrüßen soll. Gebe ich die Hand, strecke ich die Faust hin, nicke ich freundlich oder drücke ich mein Gegenüber ganz fest? Meist artet das in eine komische tanzähnliche Bewegungsabfolge aus, bei der einer die Hand ausstreckt, der andere umarmen will, der Erste wieder seine Hand zurückzieht, während der andere von der Umarmung wieder ablässt und seinerseits die Hand ausstreckt, die ins Leere geht, weil der andere ja wieder umarmen will ... und so weiter.

Seltsamer Höhepunkt: Während ich einen Freund wie früher immer mit Bussi-links-Bussi-rechts begrüßen wollte, wollte er mich nur stürmisch umarmen. Es endete mit einer zu intimen Begegnung meiner Lippen mit seinem Ohr.

Zweitens: Ich bin uncool geworden. Am Freitag wollten wir mit einer Mädelsrunde in den Club. Dabei gilt die goldene Regel: Je später man kommt, desto angesagter ist man. Also vorher Essen, Getränke, Zeit lassen. Im Club angekommen lachte mir trotzdem auf dem Garderobenzettel die Nummer 11 entgegen. Es waren also nur zehn andere Leute an diesem Abend unangesagter als ich (und drei davon waren mit mir gekommen).

Drittens: Die Maske suggeriert ein eigentümliches Gefühl der Privatsphäre, die man gar nicht hat. Ich hab mich darum ertappt, wie ich in der U-Bahn „I will survive“ gesungen habe. Da das nicht mein größtes Talent ist, entschuldige ich mich hiermit aufrichtig bei meinem Sitznachbarn.

Das Fazit: Ich bin jetzt ein bissi schrullig – und Ihre Ohren sind vor mir nicht mehr sicher.

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