Mit dem Holzofen zurück in die Welt der Großväter
Ihre Kolumnistin mag Experimente. Im Sinne von Selbstversuchen. Und der neuste Selbstversuch auf 1.200 Meter Seehöhe lautet: Wie lange kann ich das Einschalten der Heizung hinauszögern?
Werden Sie jetzt sagen: Pfuh, eine Leistung beim wärmsten Oktober der Messgeschichte und einem bisher eh nicht so grimmig kalten November. Stimmt. Aber so ein Bergdorf ist selbst an einem warmen November-Tag halt nicht Malle.
Besonders wenn einem nun langsam die Autoscheibe in der Früh eineist.
Werden Sie jetzt sagen: Pfuh, aber die hat ja zwei Holzöfen. Hat sie, aber die wollen und müssen auch befeuert werden, damit die Raumtemperatur Ausmaße annimmt, dass einem im Homeoffice die Finger nicht an der Tastatur einfrieren.
Soll heißen, früher aufstehen, Holz tragen, Asche ausleeren, Sichtfenster putzen. Volles Heizprogramm.
Immer, wenn ich nun mein neues Morgenritual abspule – wer braucht schon Yoga und einen Sonnengruß, wenn er Holzscheite und einen Hackstock im Keller
hat –, denke ich an meine Großväter.
Beide Meister der Holzöfen. Der eine, stolze 90 Jahre, beheizt seine gesamte Wohnung seit ich denken kann, ausschließlich mit Holz. Seine Wohnung im dritten Stock wohlgemerkt. Also Holz schleppen über gute 40 Stufen. Vielleicht deswegen die 90 Jahre.
Vielleicht ist der Selbstversuch somit auch in erster Linie gar keine „Energiesparmaßnahme“, sondern vielmehr Nostalgie und eine Rückbesinnung und das Einfühlen in die Welt der Großväter. In der nicht alles selbstverständlich war und in der Entbehrung gelebt wurde.
Und vielleicht klingt Ihr Pfuh an dieser Stelle nun auch ein wenig anders.
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