Masken, die wir aufsetzen

Masken, die wir aufsetzen
Im Alltag gibt die Erwartungshaltung oft vor, welches Gesicht wir nach außen zeigen. Es gibt aber eine positive Gegenbewegung.
Laila Docekal

Laila Docekal

„Oje, warst du krank?“ Ein Satz, den man nicht gerne hört, wenn man gerade von einem erholsamen Urlaub zurück ist. „Nein, ich werde einfach nicht sonderlich braun“, ist meine inzwischen routinierte Antwort darauf. Oder: „Geht’s dir nicht gut? Du siehst so blass aus“, ist auch so eine Frage. „Alles in Ordnung, ich bin nur nicht geschminkt.“

Als jemand, der generell nicht morgens im Farbtopf baden geht und sonst auf dezentes Make-up setzt, bin ich immer wieder erstaunt über die Reaktionen, wenn frau zur Abwechslung einmal Natur pur im Gesicht ausführt. Freilich gibt’s immer schon jene, die aus Prinzip sogar getönte Gesichtscremes oder einen Lippenbalsam mit etwas Farbe verweigern. Umfragen zufolge verwenden aber zwei von drei Österreicherinnen morgens zumindest Wimperntusche. Ein bisschen positive Akzentuierung eben.

Dieser Tage sorgte nun eine junge Britin für Aufsehen, die komplett ungeschminkt bei der Wahl zur Miss England antritt. Die 20-jährige Melisa Raouf lehnt Make-up nicht grundsätzlich ab. Sie will andere Frauen eher dazu inspirieren, sich nicht hinter der Farbe zu verstecken, sondern zu zeigen, wer man wirklich ist und die innere Schönheit zu betonen. Die „Bare Face“-Vorrunde, bei der maximal Gesichtscreme und Lippenbalsam erlaubt waren, hat die Politikstudentin bereits gewonnen. Nun will sie auch beim Finale ohne Make-up antreten und – sollte sie gewinnen – auch bei der darauf folgenden Wahl zur Miss World ungeschminkt auftreten, um den unrealistischen Schönheitsidealen etwas entgegenzusetzen.

Eine willkommene Abwechslung zu den aufgemalten Gesichtern, die alle irgendwie gleich aussehen. Und verbergen, ob es dem Menschen dahinter vielleicht tatsächlich schlecht geht.

laila.docekal@kurier.at

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