Achtung vor den Weltrettern
Neulich hat mir ein sehr umweltbewusster Freund stolz von seinen ersten veganen Schuhen erzählt. Optisch waren sie kaum von normalen Sneakers zu unterscheiden. „Woraus bestehen sie, wenn nicht aus Leder?“, fragte ich interessiert. „Ähh...“, er wusste es auch nicht genau, die Angabe „vegan“ hatte ihm gereicht. Eine kurze Recherche ergab, es handelt sich um Plastik-Schuhe. Recyceltes Plastik wohlgemerkt. Aber Plastik.
Können Sie sich noch an die Aufregung rund um Analogkäse erinnern? Was war das für ein Skandal, als vor 13 Jahren herauskam, dass uns in Fertigprodukten und auf Pizzen ein billiges Käse-Imitat aus Pflanzenfetten, pflanzlichen Eiweißen, Stärke und Aromen verkauft wurde. Heute wird das Zeug als veganer Käse vermarktet und teuer verkauft. Nur Adleraugen, die das Kleingedruckte lesen können, schaffen es (manchmal) zwischen den Produkten mit billigen oder hochwertigeren Zutaten zu unterscheiden.
Beim Marketingschmäh mit der Rettung der Welt gibt es inzwischen viele kuriose Auswüchse: Da werben etwa Getränkehersteller damit, soziale Projekte zu unterstützen – frei nach dem Motto: Kauf unseren Zuckersaft, damit wir anderen das Leben versüßen. Besonders beliebt ist beim sogenannten Greenwashing das Pflanzen von Bäumen: Beim Kauf jeder Pfanne, Jacke, Flasche Alkohol, ... (setzen Sie ein beliebiges Produkt ein) soll irgendwo ein Bäumchen gepflanzt werden. Beim Kleidungskauf sieht man selbst bei Diskontern immer öfter ein Markerl mit dem Hinweis „nachhaltig“ in Kombination mit einem grünen Blättchen oder Baum. Hauptsache shoppen mit gutem Gewissen.
Ein Feigenblatt wäre wenigstens ehrlich. Wer wirklich Öko sein will, kauft nicht mehr „Nachhaltiges“, sondern generell weniger ein.
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