Chlorwasser und Klowasser

Chlorwasser und  Klowasser
Kind müsste man sein. Welch faszinierende Realitäten spielen sich da wohl in diesen Köpfen ab, während sie versuchen, sich einen Reim auf die Weltordnung zu machen.
Laila Docekal

Laila Docekal

So wie neulich, als ich meiner bald Dreijährigen auf dem Heimweg vom Schwimmbad erklärt habe, dass wir zu Hause unter die Dusche müssen, um das Chlorwasser abzuwaschen. Stille. Grübeln.

Und dann kam ein Einwand, der ihr Kopfzerbrechen bereitete: Warum müssen wir das Klowasser abwaschen? Ich hatte große Mühe, eine ernste Miene zu bewahren, wollte ich ihre Bedenken doch ernst nehmen. Zieht man allerdings in Betracht, was in öffentlichen Bädern so im Wasser landet, ist die Verwechslung wohl gar nicht so weit hergeholt.

Besonders herausfordernd wird es, wenn meine Mutter ins Spiel kommt. Nachdem Deutsch nicht ihre Muttersprache ist, hat sie Schwierigkeiten damit, das „ch“ auszusprechen. Problemlos kommt es ihr nur über die Lippen, wenn es wie bei „Achtung“ hart ausgesprochen wird. Das weiche „ch“ klingt eher wie: Isch möschte bitte ein Kilo Kirschen ... – in diesem Kontext ist das noch verständlich, aber versuchen Sie sich einmal mit meiner Mutter bei einer Kir(s)che zu treffen!

Meine Tochter findet diese sprachlichen Stolpersteine lustig und korrigiert die Oma. Fragezeichen bereiten ihr viel weltlichere Wortgleichheiten: Was hat Topfen mit dem Topf zu tun? Als begeisterte Nutzerin des etymologischen Wörterbuchs fand ich heraus, dass der Zusammenhang umstritten ist und Topfen sich eher aus dem Alt- und Mittelhochdeutschen topho, bzw. topfe ableitet – tupfenförmige Klumpen auf der Molke.

Es ist eine Frage der Zeit, bis die alternative Bedeutung von Topfen meiner Tochter Kopfzerbrechen bereitet – und mir.

laila.docekal@kurier.at

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