Leben, um zu arbeiten oder arbeiten, um zu leben?
Ich war stets überzeugt, dass ein Job, der Spaß macht, sich nicht wie Arbeit anfühlt. Wenn man etwas gerne macht, schaut man dabei nicht auf die Uhr. Mit Kind an der Seite muss ich zwar öfter auf die Zeit achten, koste die reduzierten Arbeitsstunden aber dafür umso mehr aus, mit Genuss. Natürlich, es gibt stressigere Tage und man könnte immer mehr Zeit für sich haben, aber dank Arbeitsaufteilung daheim und im Job kann ich mich mit einer guten Work-Life-Balance glücklich schätzen.
Bei dem Thema ist in der Arbeitswelt aktuell ein interessantes Paradoxon zu beobachten: Große Unternehmen beklagen immer öfter, keine Mitarbeiter zu finden. Vor allem die Nachwuchskräfte wollen nur mehr Teilzeit arbeiten. Umgekehrt gesagt: Es gibt zwar viele, die auf den Arbeitsmarkt drängen, aber Unternehmer weisen sie ab, weil sie lieber Vollzeit-Mitarbeiter wollen.
Das liegt vor allem am Image der Teilzeit-Arbeit: In den Köpfen steckt oft das klischeehafte Bild der strapazierten Mutter, die im Spagat zwischen Job und Kindern weder da noch dort hundert Prozent geben kann und obendrein ständig ausfällt, weil wieder einmal ein Kind krank geworden ist.
Dabei haben inzwischen mehrere Studien belegt, dass Teilzeitmitarbeiter oft fokussierter und effizienter arbeiten, weil sie in den wenigen Stunden möglichst viel Leistung zeigen wollen. Wer keine Betreuungspflichten hat und zeitlich ungebunden ist, ist obendrein flexibel einsetzbar.
Vielleicht ist es an der Zeit, dass Unternehmen umdenken und mehr Flexibilität zeigen. Positive Beispiele dafür gibt es inzwischen genug. International zeigt sich auch bei Vollzeit-Kräften ein Trend: Sie können sich für etwas weniger Gehalt mehr Urlaubstage „kaufen“. Hauptsache die Work-Life-Balance stimmt. Denn wenn man etwas gerne macht, macht man es auch gut.
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