Es ist noch keine Meisterin vom Himmel gefallen

Es ist noch keine Meisterin vom Himmel gefallen
Früher, so schien es, gehörte es zum guten Ton, sich beim Autofahren über andere aufzuregen.
Laila Docekal

Laila Docekal

Früher, so schien es, gehörte es zum guten Ton, sich beim Autofahren über andere aufzuregen. Ich schätzte mich selbst als gute Fahrerin ein und in einer Zeit, als Fahrfehler klischeehaft vorzugsweise Frauen zugeschrieben wurden, fühlte ich mich überlegen, wenn ich mich über die Fehltritte anderer Fahrer echauffierte.

Schwierig wurde es nur mit meinem Vater auf dem Beifahrersitz. Ich weiß nicht, ob es an meinem Geschlecht oder an meinen frischen Fahrkenntnissen lag, aber während er etwas angespannt neben mir saß, fühlte er sich genötigt, mir alle paar Meter Anweisungen zu geben ... Weiter rechts! ... Blinken! ... Bremsen!!!

Als ich verwirrt durch seine Anweisung beinahe gegen die Einbahn einbog und dabei fast eine Radfahrerin erwischt hätte, stellte ich ihn vor die Wahl: Entweder du vertraust darauf, dass ich dich ans Ziel bringe und verschonst mich mit deinen Tipps oder du gehst zu Fuß! Er schwieg und fährt heute entspannt an meiner Seite mit.

Umgekehrt übe ich mich in Contenance, wenn ich mit meinem Mann mitfahre. Als Wiener mit dem Luxus gut ausgebauter Öffis hat er erst vor einigen Jahren seinen Führerschein gemacht. Vor allem in seiner Anfangszeit musste ich mir nicht selten auf die Lippen beißen, um als Beifahrerin nicht auf dem Schleudersitz zu landen.

Besonders schwierig wurde das beim Üben von Parkmanövern. So wie an diesem späten Abend, als die Straßen leer waren und mein Liebster gefühlte 20 Anläufe brauchte, um das Auto rückwärts in eine Parklücke zu schieben. Ich setzte dabei mein friedlichstes Lächeln auf, übte mich in Zen-Meditation und stellte mir Meeresrauschen vor.

Als wir endlich ausstiegen – ich bemüht locker, er schweißgebadet – riefen zwei überraschte Zuschauer aus einem Fenster: Des gibt’s jo ned, des is jo a Mann!

laila.docekal@kurier.at

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