Jetzt ist er wirklich am Ånde

Jetzt ist er wirklich am Ånde
Von einem vergeblichen Fluchtversuch ins Nichts.
Michael Hammerl

Michael Hammerl

Äh ... Der Autor dieser Kolumne versucht aktuell, seine pandemiebedingten Sozialphobien als Urlauber zu verdrängen. Zur Stunde sollte er sich absichtlich in der norwegischen Tundra verirrt haben. Diese Zeilen entstanden zuvor, wohlgemerkt.

Eventuell flucht er gerade recht wild, weil sie nirgends Ruhe geben, die Homo sapiens. Ein ganzer Kontinent bereist heuer einen Kontinent, Zehe auf Zehe, Ellbogen auf Auge, Gerangel am einsamen Trampelpfad, gepflastert mit Grünen Pässen.

Flucht ins Nichts? Naivling.

Auch dort oben werfen sie ihre Köder aus: Verborgen in den Fjorden, ja, selbst unter den Nebelschwaden der Bergseen, harren sie in Langschiffen des nächsten Raubzugs. Sie schicken die Schildmaid voraus. Was bleibt einem da noch?

Deshalb hängt er nachts im Museum, zu Tage am Trinkhorn. Der Planet brennt, die tauende Tundra auch, der Rachen sowieso.

Noch ein Schluck? Wieder um 100 Kronen leichter, das geht Hurtigruten-hurtig.

Lärm und Laster allerorts, es treibt ihn bis zum Äußersten – ans Ende eine Zipfels. Dieser krümmt sich in den Atlantik und endet in: Å (spricht man aus wie „Oha“ oder so ähnlich, Anm.). Rund hundert Seelen nennen diesen Ort ihre Heimat. Er beschließt die befahrbare Landmasse der luftigen Lofoten und heißt übersetzt: Bach.

Und wenn er selbst dort keine Entschleunigung findet?

Einfach nach Å fahren wåre ja zu einfach. Vielleicht hätte in Nord-Wales das Glück gewartet. Die Gezeiten mögen im Sommer ähnliche sein, doch es gäbe das entgegengesetzte Extrem. Nämlich bei der Gemeinde namens „Marienkirche in einer Mulde weißer Haseln in der Nähe des schnellen Wirbels und der Thysiliokirche bei der roten Höhle“. Auf walisisch: Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch.

Beim nächsten Mal dann, bestimmt.

Jetzt ist er wirklich am Ånde

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