Hass gegen ein Baby: Was stimmt nicht mit euch, Zeitgenoss*innen?

Hass gegen ein Baby: Was stimmt nicht mit euch, Zeitgenoss*innen?
Warum es nicht möglich ist, eine Glosse über die baldigen Vaterfreuden des Kanzlers zu schreiben.
Michael Hammerl

Michael Hammerl

An dieser Stelle sollte eigentlich eine Glosse über die baldigen Vaterfreuden des Kanzlers stehen. Es folgt eine Erklärung, warum es nicht dazu kam.

Gleich nach Ankündigung der Frohbotschaft, am Samstag, begab ich mich auf die Suche nach Inspiration. Arbeitstitel: Wie könnte das Abendland die Geburt des legitimen Thronfolgers begehen? Ich stieß auf detaillierte Abhandlungen über das Geburtszeremoniell der Habsburger. Ein Stoff zum Wegdämmern. Am schlimmsten hatte es der Hofburgpfarrer. Während der Entbindung war es ihm untersagt, das allerheiligste Sakrament zu spenden. Er hatte für das durchlauchtigste Kind zu beten, während Leib und Blut des Gottessohns im Tabernakel verdarben.

Österreich, das kannst du besser. Was treibt das Ausland?

Hängen blieb ich beim Ritual der Huicholen, einer indigenen Minderheit in Mexiko. So soll – in der alten Zeit – der Vater am Dach der Geburtshütte gehockt sein. Um seine Hoden hatte er demnach ein Seil gebunden. Die Frau durfte bei einer Wehe kräftig daran ziehen. Ehrenhaft: Der Mann teilt den Schmerz. Auf die Bemühung eines Lateinamerika-Experten, der diese Geschichte präzisieren konnte, wurde verzichtet. Sie passte nicht zum Arbeitstitel und evozierte seltsame Bilder.

Letzte Chance: Was schreibt die Schwarmintelligenz auf Social Media?

Facebook auf, Kopf auf Tisch, Facebook zu. Doch auch Teile des progressiveren Twitter-Stammtisches haben kein Problem damit, haltlose Gerüchte zu verbreiten, den höchstpersönlichen Lebensbereich zu attackieren und ein Baby für ihren Kurz-muss-weg-Kreuzzug zu instrumentalisieren. Wie der rechte kennt eben auch linker Populismus nur Freund und Feind. Witzig war das nicht. Und mir verging die Lust auf diesen Text.

Hass gegen ein Baby: Was stimmt nicht mit euch, Zeitgenoss*innen?

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