Gegen jede Spaltung: Warum wir Helden sind
Heroisch. Damals, als unter Kreisky alles besser war, hat eine erleuchtete Volksstimme von 50,47 Prozent das Schlimmste überhaupt verhindert: Die Inbetriebnahme des AKW Zwentendorf in der Donau-Au.
Der Westen stimmte den Technologierausch im Osten nieder, vereitelte das Kernkraftwerk, rettete diese Naturperle. Man fröne der Auenlandschaft, wie fröhlich sie ohne Atomstrom gedeiht. Der Wald – umgestaltet in Überflutungsflächen oder vom Biber verwüstet. Ein Refugium für biodiverse Dornengestrüppe.
Österreich bleibt jedenfalls kernkraftfrei. Das steht in der Verfassung. Und aus dieser moralisch erhabenen Position lässt es sich wunderbar gegen Grenzprojekte der Nachbarschaft wettern. Der kleinste Störalarm führt zum Aufschrei. Temelin, Dukovany, Mochovce: Tschernobyl ist überall.
Bösewichte. Die Welt hat nichts gelernt. Polen möchte bis 2040 sechs weitere Großreaktoren errichten. Tschechien, Ungarn oder Rumänien zeigen sich ähnlich geschichtsvergessen. Es wird noch schlimmer. Eine nukleare „Lösung“, die global Anklang findet, sind „SMR“ – kleine modulare Reaktoren. Diese Mini-AKW kommen auf ein Viertel der Leistung eines Großreaktors. Ihr Vorteil: Sie sind weniger gefährlich, können schnell hochgefahren werden und somit bei Engpässen im Netz einspringen. Dass auch Kleinvieh nuklearen Mist macht, ist Befürwortern wie Bill Gates wohl entgangen.
Laut Weltklimarat ist eine Energiewende ohne Kernkraft unmöglich. Echt jetzt? Wir Österreicher schaffen es auch ohne! Außer in der winterlichen Dunkelheit, wenn das Netz schwankt und unsaubere Ladungen aus Tschechien eingeschleust werden, damit unsereins ein Licht aufgeht.
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