Im Pendlerbus nach Wien: Vibrieren verboten

KURIER-Redakteur Michael Pekovics kommentiert
Das Leben eines burgenländischen Pendlers ist nicht einfach, egal ob er schnarcht oder nicht.
Michael Pekovics

Michael Pekovics

3.30 Uhr. Das ist keine Uhrzeit, das ist ein Verbrechen. Und für viele Burgenländer verschlafene Realität. Da beginnt nämlich für Tausende Pendler der Arbeitstag. Schon mal in einem richtigen Pendlerbus gesessen, von Anfang bis zum Ende?

Das zieht sich im Burgenland nämlich ganz schön in die Länge von Kittsee nach Kalch (der Scotty von der ÖBB sagt sieben Stunden Fahrzeit...). Ok, dann etwas realistischer, weil wer pendelt schon von Nord nach Süd: Sagen wir von Jennersdorf nach Eisenstadt (Scotty? „Drei Stunden“) oder Wien (vier Stunden, dafür mit Zug, der Bus braucht drei und ein paar zerquetschte Minuten).

So unmenschlich die Uhrzeit und mühsam die Dauer, so interessant das Menschengemisch in so einem Bus. Da die Frau vom Wiener Billa, deren Lächeln an der Kassa an den Greißler daheim erinnert; dort der Banker – vermutlich Anlagenberater für Bauern bei Raiffeisen, weil vom Land und so. Hier ein Student, da eine Lehrkraft. Daneben vermutlich ein Programmierer, weil blau beleuchtetes Smartphone-Gesicht.

Rund ums Handy gibt’s übrigens immer wieder mal mächtig Zores, weil nicht auf lautlos und so. Reißt dann ein Pieps den Sitznachbarn aus dem Schlaf, gibt’s im schlechtesten Fall die Aktentasche (oder das Billa-Sackerl, je nachdem) über den Kopf, aber mindestens böse Blicke.

Ups, da hat mich doch tatsächlich grad einer getroffen, wohl zuviel vibriert, das Handy. Zum Glück eigentlich, sonst hätte ich noch aufs Umsteigen vergessen. So wie auch schon beim ersten und zweiten Mal. Weil direkt fährt da gar nichts im Burgenland.

Eh schön irgendwie, lernt man wenigstens neue Leute kennen. Nur blöd, dass der nächste Sitznachbar schon wieder schnarcht. Ob ich ihn wecken soll? Dann gäbe es wohl tatsächlich ein Verbrechen.

Kommentare