Großstädterinnen und ihre Probleme beim Wandern

Großstädterinnen  und ihre Probleme beim  Wandern
Die Wiener Stadtwanderwege bieten einiges an Abenteuer - nicht immer ist das lohnenswert.
Agnes Preusser

Agnes Preusser

Wenn die Sonne scheint, wird derzeit zum Wandertag gerufen. Das erklärte Ziel ist nämlich die Eroberung der Platin-Wandernadel. Diese darf man sein eigen nennen, wenn man alle Wiener Stadtwanderwege absolviert. (Ja, Tiroler dürfen jetzt lachen.)

Aber nur, weil man weder zusätzlichen Sauerstoff noch eine Klettersteig-Ausrüstung für das Meistern der „Aufstiege“ braucht, heißt das nicht, dass es nicht das eine oder andere Hindernis beim Stadtwandern zu überwinden gilt. Nicht jeder Wegweiser ist zum Beispiel gleich zu entdecken.

Das führt mitunter zu Diskussionen darüber, ob man jetzt einfach gerade weitergehen soll, „weil das blöde Schild ja gleich auftauchen muss“, man doch lieber zurückgeht, weil „das müssen wir ja alles wieder zurück, wenn wir falsch sind“, man jemanden fragt, „weil wir in der Wildnis (!) sonst verloren sind“ oder aufgibt, weil „das macht gar keinen Spaß“. Klingt nach einem leicht lösbaren Problem, birgt aber doch einiges an Konfliktpotenzial.

Die Stimmung war also aufgeheizt, als jemand in der Runde ein Schild mit „Silbersee“ erblickte. Es folgte ein selten sinnloser Streit darüber, ob sich Karl May für seinen „Schatz im Silbersee“ vom Juwel in Penzing inspirieren ließ und ob man dort jetzt nicht mehr hindarf, wenn man sich gegen kulturelle Aneignung ausspricht. Das Gespräch war genauso dumm, wie es klingt.

Zu guter Letzt spürte ich einen brennenden Schmerz in der Wade. Beim Hochkrempeln des Hosenbeins entdeckte ich eine Wespe, die in meine Kleidung geflogen war, mich gestochen hatte und verzweifelt versuchte, aus der Hose wieder hinauszufinden. In ihrer Todesangst beschloss sie, bei diesem Kampf mit dem Stachel in meinem Bein zu verbleiben.

So ein schöner Ausflug. Das wird noch ein harter Weg bis zur Wandernadel.

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