Nova Rock: Von der Lust, sich im Schlamm zu suhlen
We. Hartgesottene Festivalfans mit Hang zum Fatalismus haben einen Leitspruch: Perfekt war es dann, wenn mensch sich nicht erinnern kann. Diverse Wetterkapriolen haben also nur bedingt Einfluss auf die Qualität. Vielmehr noch unterstützt das hilflos den äußeren Einflüssen ausgesetzt sein die oft feierlich zelebrierte Rückkehr zu archaischen Urständen. Nirgendwo lässt sich der Wandel von bravem Teenager/biederem Büromitarbeiter/konservativem Landei zu Einhorn, Superheld, Wikinger oder was da sonst noch alles auf dem Gelände herumläuft besser zelebrieren, als unter Horden von Gleichgesinnten, die alles nur eines im Sinn haben: Party. Und das nach zwei Jahren Lockdown so hart und kompromisslos wie nur möglich.
Will. Da mögen die Daheimgebliebenen mit noch so viel Schadenfreude auf die Gatschbilder blicken und sich denken: „Ma, grauslich. Gut, dass ich auf der Couch liege.“ Und Eltern sich bange fragen: „Seh ich mein Kind jemals in einem Stück wieder?“ Die Dabeigewesen jedenfalls werden im Rückblick die Zeit und die dabei gemachten Erfahrungen nicht missen wollen. Etwa damals, als Ihr Kolumnist selbst noch zu den eingangs Erwähnten gehörte, über das altehrwürdige Festivalgelände in Wiesen ein Sturzregen niederging und die Wege zu reißenden Flüssen wurden. Wehe dem, der da sein Zelt in eine der Abflussschneisen gebaut hatte. Nasse Kleidung war da weniger ein Problem als die plötzliche Obdachlosigkeit.
Rock you. Also, an alle coronabedingten Festival-Neulinge, zaghaft zurückkehrenden Musikfans und auch an die alten Haudegen, deren Unterarme bis oben hin mit Festivalbändern geschmückt sind: Lasst es krachen! Wie es war, könnt ihr euch ja vom Zeltnachbarn erzählen lassen. Vielleicht.
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