Wie gefährlich die Verbreitung von Verleumdungen, Angriffen und diskreditierenden Halbwahrheiten seither ist, hat man meist punktuell aufblitzen sehen: Immer mehr Menschen (meist Frauen) zogen es vor, sich von der öffentlichen Sprecherposition zurückzuziehen, nachdem sie Ziel konzertierter Attacken geworden waren. Viele verstummten auf Social Media, triumphierende Gegner drehten umso lauter.
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Mit der oberösterreichischen Allgemeinärztin Lisa-Maria Kellermayr forderte das Phänomen der toxischen Auseinandersetzung im Internet auch ein Todesopfer in unseren Breiten. Sie hatte sich für die Corona-Impfung eingesetzt, war auf Twitter aktiv und schnell Zielscheibe von Fanatikern, die ihr auf unterschiedlichsten Kanälen wüste Drohungen zukommen ließen. Kellermayr hielt das finanziell und seelisch nicht durch. Die Suche nach den Hintermännern gestaltete sich schwierig.
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Es zeigte sich: Der Rechtsstaat kann nicht tatenlos bleiben, wenn ein verblendeter Mob gemeinsam auf Einzelne losgeht.
Womit wir bei einem Mann sind, dessen Partei selbst nicht vor wilden Attacken gegen „Gegner“ zurückschreckt. FPÖ-Chef Herbert Kickl hat SPÖ-Funktionären Anwaltsbriefe schicken lassen, weil diese ein Posting weiterverbreitet haben, in dem sinngemäß stand, die FPÖ werde von Russland finanziert. Man muss keinerlei Sympathien für Kickl hegen, um dennoch das darunterliegende Prinzip zu teilen. Das Internet mag als rechtsfreier Raum erscheinen, aber nur weil die meisten Poster vom Alltag nie eingeholt werden.
Akteure und Sympathisanten jedweden politischen Lagers täten gut daran, sich beim leidenschaftlichen Kleinkrieg via Tastatur zu fragen, ob sie a) einen Menschen vernichten möchten oder b) Gesetze verletzen. Diese eigentlich sehr niedrigen Anforderungen an das menschliche Miteinander scheinen auf bizarre Art unerreichbar. Insofern sei Kickls Brief zur Nachahmung empfohlen.
Raue Sitten? Ok. Aber dann auch begleitet vom Rechtsstaat.
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