Und die SPÖ-Chef Andreas Babler bei seiner 1.-Mai-Premiere am Wiener Rathausplatz als „Verrücktheit“ bezeichnet, darob als Nächstes gar den Vorschlag für eine Wiedereinführung der Prügelstrafe gekommen sieht.
Seit wann wird in Diskussionen Vollzeit-, Teilzeit- und Kurzarbeit oftmals gegeneinander ausgespielt und Berufs- und Privatleben fortwährend in Relation (Work-Life-Balance) gesetzt?
Und wann haben Politik, Gesellschaft, (Medien-)Öffentlichkeit damit begonnen, das Themenfeld Beruf vorrangig mehr mit Bürde und Last denn mit Berufung und Leidenschaft in Verbindung zu bringen? Bis es sich wie gegenwärtig in den Köpfen vieler genauso negativ behaftet festgesetzt hat, wie es den Anschein macht. Vielfach bereits Realität geworden ist.
„Die Arbeit an sich wird entwertet“, stellt Rüdiger Maas, Psychologe und Sachbuchautor, angesichts dieser Entwicklung vor wenigen Wochen im KURIER-Gespräch fest.
Früher hätten sich mindestens 30 Personen für eine Stelle beworben. „Wenn man den Platz bekommen hat, war man natürlich unfassbar stolz. Mit Fleiß konnte man Karriere machen und das unabhängig vom Schulabschluss.“
Heute sei es genau umgekehrt, würden sich die Unternehmen bei den Arbeitssuchenden bewerben.
Heute dankt FPÖ-Chef Herbert Kickl bei der 1.-Mai-Kundgebung in Linz „den Helden der Arbeit“ der 1970er- und 1980er-Jahre. „Früher“, sagt Arbeitsminister Martin Kocher jüngst im Sonntag-KURIER, „haben wir oft darüber gesprochen, dass Arbeitslosigkeit krank macht, weil Arbeit ein Wert ist, der Selbstbewusstsein gibt und zu einem selbstbestimmten Leben führt. Heute habe ich den Eindruck, dass manche sagen: ‚Arbeiten macht krank‘“.
Egal, wann dieses „Früher“ war und das alles angefangen hat: Gleich heute sollten Politiker aller Couleurs tunlichst beginnen, über Arbeit abseits von Zeiten und Zahlen (die Arbeitslosenzahlen werden heute präsentiert und sind wieder im Steigen begriffen) zu sprechen. Und zwar lautstark. Und darüber reden, dass Arbeit nicht nur Selbstzweck zum Geldverdienen ist und Selbstwert bringt, sondern viel mehr. „Wertschätzung“ zum Beispiel, wie es Haubenkoch Harald Brunner in der 1.-Mai-Ausgabe des KURIER sagt. Oder „Selbstbestimmung“, wie Designerin Lena Hoschek attestiert. Werte, die unbezahlbar sind. Und sich nicht in Zahlen messen lassen.
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