Dass große Teile des ORF gar nicht öffentlich-rechtlich sind und vieles – zumindest, was das Fernsehen betrifft – einfach auf ORF III verräumt wurde (das aber wiederum erstaunlich viel und Gutes aus seinem vergleichsweise kleinen Budget macht). Dass Postenbesetzungen – unter jedem Generaldirektor – oft parteipolitisch austariert waren (wobei die aktuellen Chefredakteursbestellungen tadellos sind). Dass es zum Teil ein „beamteter“ Apparat ist. Dass man auf Puls 4 oder Servus-TV durchaus auch qualitätsvolles Fernsehen macht, die Haushaltsabgabe daher breiter verteilt werden müsste. Dass der gebühren- und werbefinanzierte Sender auch noch eine zeitungsähnliche Online-Seite betreibt, die es privaten Zeitungsunternehmen unmöglich macht, die rückläufigen Print-Abos mit Digital-Abos zu ersetzen (ok, das muss man nicht dem ORF, sondern der Regierung vorwerfen).
Was man dem ORF aber nicht vorwerfen kann: die Gehälter seiner Spitzenleute. Robert Kratky ist ein Star, der aufsteht, wenn alle anderen noch schlafen. Armin Wolf polarisiert, ist aber der bekannteste Anchorman des Landes. Fußballer oder auch manche Kabarettisten verdienen viel mehr, regt sich darüber auch jemand auf? Oder über die stolzen Gagen und Pensionen von Kammer- und Sozialversicherungsdirektoren? Im Vergleich zu Deutschland sind die Gehälter der ORF-Direktoren außerdem niedrig.
Die vom Boulevard geschürte Neiddebatte spielt der FPÖ in die Hände, deren ORF-Attacken Teil ihres Wahlkampfes sein werden (wofür sie sich schon den „Mann fürs Grobe“, Peter Westenthaler, in den Stiftungsrat geholt hat). Die Blauen wissen, dass der ORF mit seiner – nun wieder unterdrückten – künstlichen Gender-Sprache und seiner partiellen Arroganz vielen auf die Nerven geht. Man betrachtet ihn als Teil des „Establishments“, der über manches nur gefiltert berichtet. Abgesehen davon herrscht aus Sicht vieler Küniglberg-Redakteure nur dann journalistische Freiheit, wenn man gemeinsam im Linksschritt geht.
Darüber könnte man diskutieren, statt über die Gehälter. In den USA ist man übrigens stolz auf ein hohes Einkommen, das man als Anerkennung der Leistung betrachtet. In Österreich kennt hingegen die Häme keine Grenzen, wenn ein Reicher pleite geht. Zuerst sonnen sich viele in seinem Glanz, dann treten sie gnadenlos nach. Es lebe das Mittelmaß.
Kommentare