Kein reines Wiener Phänomen
Grundsätzlich handelt es sich dabei nicht um ein rein Wiener Phänomen, selbst der größte Klub der Welt, Real Madrid, ging vor vielen Jahren schon der Schulden verlustig, indem die Stadt das Trainingszentrum kaufte und um einen symbolischen Euro wieder an die Königlichen weiterreichte.
Die Stadt Wien bekundete nun auch offiziell Interesse an der Generali Arena, also an jenem Stadion, für das die Politik der Austria 2016 das Baurecht eingeräumt hatte. Die Reaktionen der verschiedenen Seiten reichen von Jubelstürmen in Violett bis hin zu Beschimpfungen und Empörungen, vor allem in den sozialen Medien. Alle sind sie aus ihrer jeweiligen Perspektive nachvollziehbar. Verständlich, wenn jemand, der sich nicht für Sport erwärmen kann, darauf hinweist, dass die Millionen viel besser in Bildung oder Pflege investiert wären, weil dies für die Gesellschaft von weit größerer Bedeutung sei als ein Fußballklub, zumal das tägliche Leben für die Bevölkerung in den vergangenen Jahren empfindlich teurer geworden ist. Logisch, wenn sich Fußballfans, die nicht dem violetten Lager angehören, empören und eine Wettbewerbsverzerrung orten. Es wäre auch wenig verwunderlich, wenn Lokalrivale Rapid an einem Forderungskatalog bastelt, um ihn der Stadt bei guter Gelegenheit vorzulegen.
Riskantes Spiel
Während sich bei den Verantwortlichen der Austria der Pulsschlag wieder in den Normbereich begibt, lässt sich vor allem die Stadt, konkret die SPÖ, elf Monate vor der Wien-Wahl auf ein riskantes Spiel ein und bietet den politischen Kontrahenten eine große Angriffsfläche.
Im April 2023 meinte Stadtrat Peter Hacker in einem KURIER-Interview noch: „Koste es, was es wolle, wird es in Wien nicht geben.“ Das Internet vergisst auch nicht, dass Hacker anfügte, ihm sei im Zweifel der Breitensport wichtiger als der Spitzensport. Nun führte das Büro Hacker am Donnerstag in einer offiziellen Aussendung einige Argumente wie die Verhinderung eines ausländischen Investors ins Treffen, weshalb der Kauf der Immobilie Stadt durchaus Sinn ergeben könnte. Die Stadt hat sich somit auf ein Spiel eingelassen, das garantiert noch in die Verlängerung geht.
Kommentare