Dabei ist es erst ein Jahr her, dass hierzulande Alarmstufe Weiß geherrscht hatte und der Untergang des Skisports und des Alpin-Weltcups heraufbeschworen wurde. Nach dem Motto: zu wenig Schnee, zu wenig Stars, zu wenig Perspektiven. Wohlgemerkt am gleichen Schauplatz in Sölden, an dem am vergangenen Wochenende ein Wintermärchen zelebriert wurde.
Nicht einmal König Fußball ist in der Lage, so zu emotionalisieren und zu polarisieren. Das zeigten nicht zuletzt die kontroversiellen Debatten über die Rückkehr von Marcel Hirscher nach fünfjähriger Pause: Die einen faszinierte der mutige Schritt des Altstars, die anderen sahen im Comeback nichts weiter als einen geschickten, teils nervigen Werbefeldzug für Hirschers Skifirma und seinen Helmsponsor. Kalt ließ das Thema in den letzten Tagen und Wochen jedenfalls keinen.
Die Begeisterung über den kitschigen Winterstart in Sölden darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Skirennsport auf einer dünnen Schneedecke dahin wandelt: Legt man die rot-weiß-rote Brille ab, dann sieht man rasch, dass der Weltcup in Wahrheit ein Mikrokosmos ist. Die Brett’ln bedeuten nur den Österreichern und Schweizern die Welt. Außerhalb dieser zwei Epizentren des Wedelns gibt es Rennen, bei denen oft mehr Starter als Zuschauer sind. „Exoten“ wie der Holländer Hirscher und der Brasilianer Braathen sind deshalb ein Segen für den Weltcup.
Aber auch das Skifahren als Breitensport sieht sich mit großen Herausforderungen konfrontiert: Der Volkssport wird zusehends zu einem Hobby für Wohlhabende, auch in Österreich machen immer mehr Menschen einen Bogen um die Pisten.
Der fehlende Nachwuchs ist langfristig wahrscheinlich sogar das größere Problem als der mangelnde Schnee. Der lässt sich heute maschinell erzeugen und verwandelt Landschaften in ein Winter-Wunder-Land. Nur die Schneekanone, die Skifahrer produziert, ist noch nicht erfunden.
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