Was hierzulande wohl erst los gewesen wäre, würde Marcel Hirscher noch für Österreich starten und nicht für die Niederlande, die Heimat seiner Mama?
Marcel Hirscher verlässt die Ski-Bühne genau so, wie er sie im Frühjahr betreten hatte: mit einem lauten Knall und mit großen Schlagzeilen. Zweifelsohne hat der Salzburger den Skisport in den vergangenen Monaten belebt und bewegt. Allein durch seine bloße Anwesenheit. Die Weltcups in Sölden und Hochgurgl vermeldeten Besucherrekorde, der ORF verzeichnete bei Hirschers letzten drei Rennen Top-Quoten.
Gut möglich, dass manche ihm auch beim Scheitern zusehen wollten. Marcel Hirscher war in dieser Hinsicht Zeit seiner ersten Karriere eine Ausnahmeerscheinung. Er war gesegnet mit Talent und nie schwerer verletzt, alles schien ihm leicht von der Hand zu gehen. Die Titel und Trophäen flogen ihm nur so zu.
Etwas weniger die Sympathien. Möglicherweise auch deshalb, weil Hirscher fast schon zu perfektionistisch und getrieben wirkte und keine dieser Heldengeschichten erzählen konnte, die viele Österreicher emotional mitnehmen: Niki Lauda etwa, der nach dem Feuerunfall wieder Formel-1-Weltmeister wurde. Oder Hermann Maier, der sich nach einer wilden Brezn und einem Motorradcrash aufrappelte.
Erst als Ski-Holländer musste Marcel Hirscher plötzlich gegen Windmühlen und Probleme ankämpfen. Nach fünf Jahren Pause machten seine Skier einfach nicht mehr das, was er wollte. Hirscher schimpfte ehrlich im Ziel nach schlechten Fahrten, freute sich zugleich aber auch ausgelassen über seinen 23. Platz in Sölden. Die einstige Rennmaschine Hirscher hat zuletzt richtig gemenschelt.
Natürlich hätte sich Marcel Hirscher ein anderes Karriereende verdient. Eine Ski-Legende sollte normal als Triumphator abtreten. Und nicht unter Schmerzen. Rein sportlich mag das Comeback nichts gebracht haben, die Öffentlichkeit hatte aber die Möglichkeit, in den letzten Wochen eine andere Seite von Marcel Hirscher kennenzulernen. Insofern kann diese schmerzhafte Erfahrung für ihn wertvoller sein als viele Erfolge in seiner ersten Karriere.
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