Golf of America

Die Polizei hatte beim Ryder Cup viel zu tun
Golf-Stars unter Polizeischutz, Spielerfrauen, die von Fans mit Getränken attackiert werden, Rangeleien zwischen Profis und Caddies: Der Ryder Cup 2025 hat Bilder produziert, die man davor nur bei anderen Sportarten gesehen hat. Golf wollte immer anders sein – ein Sport der Etikette, der Fairness, ein Spiel nach Regeln. Doch auf Long Island bekam die Welt einen Eindruck davon, wie sehr auch diese Bastion ins Wanken geraten ist.
Das eigentlich Bittere: Sportlich bot der Kontinental-Vergleich zwischen Europa und den USA eine oscarwürdige Dramaturgie mit Hauptdarstellern in Hochform. Das Team Europa mit dem Wiener Sepp Straka dominierte zwei Tage lang und lag 11:4 voran, ehe die Amerikaner ein furioses Comeback starteten. Auch wenn am Ende die Gäste mit 15:13 die prestigeträchtigste Trophäe im Golfsport wieder mit nach Europa nahmen, sollte der Sport ein Gewinner der Veranstaltung sein.
Das Abbild der Gesellschaft
Doch das war er nicht. Sport ist ein Abbild der Gesellschaft. Aggressive Fußball-Fans sind dies nicht nur im Stadion. Wer Rory McIlroys Frau Erica mit einem Getränk bewirft, zeigt nicht nur Respektlosigkeit gegenüber dem Spiel, sondern auch eine Geisteshaltung, die weit über den Platz hinausreicht. Erica Stoll ist übrigens Amerikanerin. Erst mit dem Eingreifen der Polizei, die Festnahmen und nicht nur Rauswürfe vom Gelände androhte, bekamen die Organisatoren die Lage unter Kontrolle.
Die hitzige Atmosphäre im Bethpage State Park war kein Zufall. Sie ist das Resultat eines Klimas, in dem Respekt als Schwäche gilt und Provokation als Stärke. Der Trumpismus hat auch im internationalen Sport Einzug gehalten. US-Präsident Donald Trump hat über Jahre vorgemacht, dass Pöbelei und persönliche Herabwürdigung nicht Tabubruch, sondern legitime Stilmittel sind.
Dass er am Eröffnungstag zu Besuch kam, seinen Freund, den zweifachen US-Open-Champion Bryson DeChambeau umarmte und US-Kapitän Keegan Bradley den "Trump-Dance" aufführte, fügte sich nahtlos ins Bild dieses Wochenendes ein.
Umso wichtiger war die Stimme von Rory McIlroy, der besonders attackiert worden war: "Golf sollte einen höheren Standard haben als den, den wir in dieser Woche gesehen haben." Den Iren, der selbst ein Haus in Florida besitzt, störte auch: "Wäre ich Amerikaner, dann würde ich mich ärgern, dass es kaum Anfeuerungen für US-Spieler gab. Aber dafür viele Rufe gegen mich."
Die Eskalation von Long Island ist auch ein Auftrag an die Europäer. 2027 findet der Ryder Cup in der Heimat von Rory McIlroy statt. Der Superstar verspricht: "Wir werden unseren Fans klarmachen, dass so ein Verhalten nicht zu akzeptieren ist." Dann werden die Europäer zeigen, dass Fairness und Siegeswille kein Widerspruch ist.
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