"Die Drei von der Tankstelle" lassen keinen Optimismus aufkeimen
Es ist nicht so, dass sie sich nicht bemühen: Die Regierung muss Hoffnung erzeugen, dass es besser weitergehen wird. Viele (kleine) Schritte wurden dafür getan. Doch der Funke springt nicht über. Das ist einerseits logisch: Die alte Weltordnung, als man in Europa eine Friedensdividende kassierte, ist vorbei, wir sollten uns längst auf rauere Zeiten einstellen. Das spürt die Bevölkerung, will aber die Zeichen an der Wand nicht sehen. Sie reagiert mit Eskapismus (Wegfliegen), Investitionsverweigerung und Geburtenschwund. Das hemmt den Aufschwung. Und den Aufschwung hemmt auch unfassbarer EU-Unsinn wie die Verschiebung des Mercosur-Pakts.
Andererseits leben wir in Österreich in einem demokratisch gut funktionierenden Land, in dem das Trinkwasser aus der Leitung fließt, man sich nachts auf die Straße trauen kann, Arme und Kranke aufgefangen werden. Außerhalb Mitteleuropas würde kaum jemand die Dauerraunzerei der Österreicher verstehen. Sogar die Konjunkturaussichten sind neuerdings zaghaft positiv (auch wenn das eher nur von der „Staatswirtschaft“ angetrieben ist).
„Was macht gute politische Werbung aus?“, fragte der KURIER vor einigen Monaten den Werber Jan Mariusz Demner: „Es fehlen positive Erzählungen“, antwortete der. Wahrscheinlich hat er recht. „Die Drei von der Tankstelle“, Stocker, Babler, Meinl-Reisinger, die stets wie drei gleichberechtigte Kanzler auftauchen, können nur mühsam verbergen, dass jeder etwas anderes will. Man könnte zum Beispiel endlich das Pensionssystem reformieren sowie die Verwaltung radikal verschlanken – und dazusagen, dass man den Sozialstaat damit für die nächste Generation sichert. Wir müssen außerdem aufhören, das Land arm zu reden: Das durchschnittliche Bruttoeinkommen der Angestellten ist laut dem Thinktank Agenda Austria seit 2007 um 66 Prozent gestiegen. 300 Milliarden Euro liegen auf privaten Sparkonten. Wohnungen haben einen weit höheren Standard als noch vor einigen Jahrzehnten, auch die öffentliche Kinderbetreuung ist mittlerweile deutlich besser ausgebaut. Wir geben überdurchschnittlich viel Geld für Gesundheit und Bildung aus – bei leider nur durchschnittlichen Ergebnissen. Aber: Österreichs Forschungsinstitutionen haben in den vergangenen 25 Jahren 1.700 Erfindungen beim Patentamt gemeldet, vor allem aus den Natur- und Technikwissenschaften. Bei den WorldSkills, den Berufsmeisterschaften der jungen Fachkräfte, ist Österreich Spitze. Die Fußball-U17-Mannschaft wurde Vizeweltmeister.
Österreich hat so viel Potenzial! Daraus lässt sich etwas machen. Politik und ja, auch die Medien, können dazu beitragen, dass trotz Dezemberdauergrau (im Osten des Landes) die Sonnenstrahlen nicht übersehen werden.
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