Die Zahlen des Österreichischen Integrationsfonds sprechen eine eindeutige Sprache: Das Sprachniveau vieler ukrainischer Flüchtlinge, die seit 2022 nach Österreich gekommen sind, hat sich stark verbessert. Haben anfangs noch 52,2 Prozent der Frauen (die Flüchtlinge sind vorwiegend weiblich) schlecht oder auf niedrigem Niveau Deutsch gesprochen, sprechen es jetzt schon 81,3 Prozent mindestens auf A2-Niveau.
2022 waren nur 9,6 Prozent erwerbstätig, jetzt sind es bereits 42,6 Prozent. „Turbo-Integration“ nennt das Wolfgang Mazal, Leiter des Österreichischen Instituts für Familienforschung.
Nun könnte man natürlich sagen, dass die Integration von Ukrainerinnen leichter funktioniert als aus anderen Ländern.
Schließlich haben die Menschen dort einen ähnlichen Bildungsstand, sind besser ausgebildet und vertreten ähnliche Werte. Die Conclusio „eh klar, dass es da leichter geht“ ist aber zu kurz gegriffen – nur weil etwas vergleichsweise einfach ist, heißt das nicht, dass man daraus keine Lehren für den Zuzug generell ziehen kann.
Dass Spracherwerb der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration ist, ist in der politischen Debatte mittlerweile der kleinste gemeinsame Nenner. Am Beispiel der Ukraine würde es sich allerdings lohnen, wissenschaftlich aufzuarbeiten, warum so viele Menschen Deutsch gelernt haben, obwohl sie anfangs zu einem Großteil nur für kurze Zeit in Österreich bleiben wollten. Woher kommt diese Eigenmotivation, wie kann man sie stärken? Welche besseren Anreize, welche strengeren Rahmen oder auch welche Konsequenzen bräuchte es für diejenigen, die diesen Antrieb nicht haben?
Was sich auch einmal mehr bestätigt: Je einfacher der Zugang zum Arbeitsmarkt für Fachkräfte, desto besser die Beschäftigungszahlen. Erst vor wenigen Tagen gab das AMS bekannt, dass der freie Zugang, den Ukrainerinnen und Ukrainer seit April 2023 haben, wie ein Booster gewirkt habe – auch wenn die Zahlen weniger positiv sind als jene des ÖIF.
Was bei den Integrationsexperten trotz allen Lobes immer mitschwingt: Willkommenskultur für Menschen, die arbeiten wollen, sieht anders aus. Besonders bemängelt wird die fehlende Anerkennung von Ausbildungsabschlüssen, etwa im Gesundheitsbereich, in dem Fachkräfte händeringend gesucht werden. Hier gibt es Aufholbedarf.
Eines sagen die vielen Zahlen nicht aus, aber es ist vielleicht das Wichtigste: Angesichts des Leids im Heimatland, der emotionalen Ausnahmesituation, der ständigen Angst, dass Angehörige an der Front sterben könnten und des tatsächlichen Verlusts geliebter Menschen sind die Leistungen der Ukrainerinnen und Ukrainer vor allem eines: individuelle Höchstleistungen, denen Respekt gebührt.
Kommentare