Jobintegration von Geflüchteten aus der Ukraine läuft schleppend

Jobintegration von Geflüchteten aus der Ukraine läuft schleppend
Beschäftigungsquote nur bei 30 Prozent. Die meisten Ukrainer/innen arbeiten im Tourismus und im Handel.

Die Job-Integration von Geflüchteten aus der Ukraine funktioniert trotz freien Arbeitsmarktzugangs nach wie vor nur schleppend. Laut aktuellen Daten des Arbeitsmarktservice (AMS) waren Ende August 6.016 Personen aus der Ukraine mit Vertriebenenstatus als arbeitslos vorgemerkt, 21.184 ukrainische Staatsbürger/innen (Stand Ende Juli 2024)  gingen einer unselbstständigen Beschäftigung nach. 

Zu Jahresbeginn 2024 waren insgesamt rund 81.000 ukrainische Staatsbürger/innen in Österreich gemeldet, zwei Drittel davon Frauen, 45 Prozent davon in Wien. 

AMS-Vorstand Johannes Kopf freut sich zwar über gestiegene Beschäftigungszahlen, sieht aber noch viel Luft nach oben: "Mit einer Beschäftigungsquote von nur etwa 30 Prozent können wir alles andere als zufrieden sein und haben noch immer viel zu wenig vertriebene Personen beim AMS als arbeitssuchend gemeldet".

Beschäftigungsquote in Wien am niedrigsten

Die Beschäftigungsquote im Alter von 15 bis 64 Jahren lag Ende März 2024 nach Schätzungen des Arbeitsministeriums bei 29,1 Prozent und war in Vorarlberg mit 49 Prozent am höchsten und in Wien mit 21,9 Prozent am niedrigsten.

Die meisten arbeiten in der Gastronomie 

Seit Ende April 2023 haben Ukrainer/innen freien Arbeitsmarktzugang, weshalb sich die Beschäftigung seither etwas beschleunigt hat. Ende Juli 2024 waren exakt 21.184 (Frauenanteil 66,6%) unselbstständig beschäftigt. Zudem waren 3.943 geringfügig beschäftigt, 75,6 Prozent davon Frauen.  

Die meisten Ukrainer/innen arbeiten in der Beherbergung und Gastronomie und im Handel, mehr als ein Drittel davon in Wien. 

Was die Betroffen selbst sagen

Um die Herausforderungen bei der Jobintegration näher zu analysieren, gab das AMS bei der Universität Innsbruck eine Studie zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten aus der Ukraine in Auftrag. Befragt wurden 531 Personen sowie Arbeitsmarkt-Experten. Hier die wichtigsten Ergebnisse:

  • Qualifikation: Drei Viertel der befragten Personen gaben an, über einen akademischen Ausbildungsabschluss zu verfügen. Die zum Zwecke der Vermittlung erhobene Ausbildung der vorgemerkten Personen zeigt eine andere Verteilung: Demnach geben 32 Prozent an, über einen tertiären Bildungsabschluss zu verfügen.
  • Deutsch-Kenntnisse: 46 Prozent der Teilnehmenden gaben zudem im Rahmen der Befragung an, über gute Deutschkenntnisse beim Lesen zu verfügen, über Kompetenzen beim Schreiben und Sprechen verfügen jedoch nur knapp 20 Prozent
  • Bleibeabsicht: Rund 50 Prozent der Befragten möchten dauerhaft in Österreich bleiben, 12 Prozent zumindest noch einige Jahre, rund ein Viertel hat keine dahingehende Entscheidung getroffen.
  • Betreuungspflichten: 69 Prozent der Personen im erwerbsfähigen Alter sind Frauen, die häufig Kinder und/oder ältere Menschen betreuen müssen
  • Einkommen: Die Einkommenssituation ist für zwei Drittel der Befragten sehr prekär, da vor allem die Grundversorgung, gefolgt von unselbstständiger Beschäftigung in Teilzeit und Hilfsarbeit, einen wesentlichen Teil des Haushaltseinkommens darstellt
  • Nicht-Erwerbstätigkeit: Die Befragten gaben an, sich in einer Ausbildung zu befinden (27% der Männer, 14% Frauen), keine Arbeit zu finden (rund 20 Prozent) und dass die Ausbildung nicht anerkannt wird (ca. 13 Prozent). 16 Prozent der Frauen gaben an aufgrund von Betreuungspflichten nicht zu arbeiten

Die befragten Expert/innen sehen derzeit noch zeitlich begrenzten Aufenthaltstitel als wesentliches Hindernis für die Integration in den Arbeitsmarkt. Weiters sind fehlende Deutsch-Kenntnisse, fehlende Anerkennung von Ausbildungsabschlüssen, der Mangel an Kinderbetreuungsplätzen sowie eingeschränkte Mobilität große Hürden für die Job-Aufnahme. Hier müsste es noch mehr Unterstützungsleistungen geben. 

Rot-Weiß-Rot-Karte plus

Laut Daten des Innenministeriums waren am 1. August 37.505 Menschen mit Herkunftsstaat Ukraine in der Grundversorgung. 
Das temporäre Aufenthaltsrecht wurde bis 4. März 2026 verlängert. Für eine bessere Integration in den Arbeitsmarkt können Ukrainer ab Oktober 2024 eine Rot-Weiß-Rot-Karte plus beantragen. 

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