Gast(arbeiter)freundschaft
Österreichs Parteien verschreiben sich gerne „dem Bohren harter Bretter“, dem „an Stellschrauben drehen“. Ein richtiges Werkzeug, um in einer Zeit der sich stetig veränderten Arbeitsmarktbedingungen zu agieren und nicht nur zeitverzögert zu reagieren, das haben sie seit Jahrzehnten (!) nicht.
Die Rechnung für die politische Prokrastination bekommen wir allenthalben serviert. Ganz abgesehen von der demografischen Entwicklung, der sich Große Koalitionen bis hin zur türkis-grünen Regierung sehenden Auges verschlossen haben wie den damit einhergehenden Auswirkungen für Arbeitsmarkt und Pensionssystem.
Es war immer absehbar, dass Österreich bevölkerungsreicher und älter wird. Dass sich die Geburtenbilanz jetzt zudem ins Defizit verkehrt, die Babyboomer bald in Pension gehen werden, wird das System ins Wanken bringen. Erodieren tut es bereits.
Jüngstes Beispiel: Dieser Tage sucht eine Wirtschaftsdelegation mit ÖVP-Minister Martin Kocher in Indien nach Fachkräften für Österreich. Und zwar nicht nach IT-Spezialisten, wie man denken könnte, sondern nach Köchen sowie Chauffeuren, die Lkws und Busse in Österreich lenken sollen. Die ÖBB haben ebensolche schon in Spanien und Kroatien gefunden, die nun als Postbusfahrer in heimischen Winterskigebieten ihr Geld verdienen, weil der Arbeitskräftemangel ohne Nicht-Österreicher nicht mehr zu beheben ist.
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