Da glaubt der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler, dessen Umfragewerte sich seit Amtsantritt 2022 im Sturzflug befunden haben, allen Ernstes und in aller Öffentlichkeit dem Bundespräsidenten die Schuld für das ÖVP-Desaster bei den Landtagswahlen in die Schuhe schieben zu können.
Da glaubt der bereits für alle möglichen Parteien tätig gewesene PR-Berater Rudolf Fußi allen Ernstes, den SPÖ-Parteivorsitzenden stürzen zu können. Mit Auftritten, die von Tag zu Tag weiter ins Bizarre kippen – geprägt von wüsten, untergriffigen Attacken gegen seinen „Freund“ Andreas Babler, maßloser Selbstüberschätzung und verstörenden privaten Geständnissen.
Und da glauben – was letztlich im Sinne des Landes wohl am schwersten wiegt – die möglichen künftigen Koalitionspartner ÖVP, SPÖ und Neos allen Ernstes, auf offener Bühne streiten zu müssen, noch ehe die Koalitionsverhandlungen überhaupt richtig Fahrt aufgenommen haben. Dass sich hier ausgerechnet die Neos – wie zuletzt rund um die Erhöhung der Beamtengehälter – hervortun, die sich selbst gerne als Partei neuen Stils sehen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.
Mit Bangen denkt man angesichts solcher Szenen an die wohl unausweichlichen jahrelangen Grabenkämpfe, sollte das ungleiche Trio tatsächlich zu einer Koalition zusammenfinden.
Die Häufung derartiger Vorfälle deutet auf einen Verfall der politischen Kultur hin, den sich 2016 wohl kaum jemand hätte vorstellen können. Schon gar nicht in einer derartigen Geschwindigkeit.
Wer dafür allein die multiplen globalen Verwerfungen der vergangenen Jahre verantwortlich macht, macht es sich jedoch ähnlich einfach wie der steirische Landeshauptmann in seiner beleidigten Wahlanalyse.
Vielmehr werden sich dringend alle Beteiligten Gedanken darüber machen müssen, welches Bild sie in der Öffentlichkeit, sprich gegenüber dem Wähler, abgeben wollen. Ansonsten werden sie sich nicht zu wundern brauchen, wenn demnächst tatsächlich Norbert Hofers Parteikollege Herbert Kickl an den Schalthebeln der Republik sitzt.
Kommentare