Europas Mauer-Pläne: Warum die Strafzölle gegen China falsch sind

Europas Mauer-Pläne: Warum die Strafzölle gegen China falsch sind
Die geplanten EU-Strafzölle für chinesische E-Autohersteller sind falsch. Noch dazu sitzt China am längeren Ast.
Wolfgang Unterhuber

Wolfgang Unterhuber

Mit Mauern ist das so eine Sache. Mauern werden errichtet, um Feinde abzuwehren. Am Ende kann es aber passieren, dass sich die Erbauer der Mauer selbst einbetonieren. So wie einst die Kommunisten im Ostblock.

Die Mauern in der Wirtschaft sind die Zölle. So möchte die EU-Kommission nun Strafzölle gegen Elektroautos aus China verhängen. Weil die E-Autos aus China viel billiger sind als die europäischen. Man will damit die europäischen Autokonzerne schützen, die die Entwicklung der E-Mobilität verschlafen haben.

Die EU-Kommission begründet ihre Entscheidung damit, dass das Regime in Peking seinen Herstellern durch hohe Subventionen einen Wettbewerbsvorteil verschafft. Als würde es in der EU keine Subventionen geben.

Die beabsichtigten Strafzölle der EU-Kommission haben ihre Ursachen aber auch innerhalb der europäischen Wagenburg. Die Sanktionspläne gegen die chinesischen Hersteller dürften vor allem von der französischen Industrie ausgegangen sein, die viel Geschäft in Europa, aber wenig Marktanteile in China hat. Im Unterschied zu Deutschland hat Frankreich bei einem Handelskonflikt mit China wenig zu verlieren.

Die deutschen Autohersteller erwirtschaften in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nach Schätzungen 20 bis 23 Prozent ihrer weltweiten Gewinne. Übrigens: Ein Großteil der Autos, die aus China in die EU importiert werden, stammt von europäischen Herstellern. Letztendlich also sind die Strafzölle der EU, um KTM-Chef Stefan Pierer zu zitieren, „das Dümmste, was die EU machen könnte.“ Denn China würde natürlich mit Gegenmaßnahmen reagieren und so den Handelskrieg befeuern. Dumm übrigens, dass Peking dabei am längeren Ast sitzt – denn kein europäisches E-Auto ohne irgendeinen Rohstoff aus China.

Glaubt man den Experten des US-Thinktanks Rhodium, würden die chinesischen E-Autobauer die europäischen Strafzölle zudem locker verdauen. Denn die Chinesen verkaufen ihre Fahrzeuge auf dem europäischen Markt teils doppelt so teuer wie auf dem Heimatmarkt. Sie haben also Raum für Preissenkungen. Und solange sie mit ihren Fahrzeugen in der EU mehr verdienen können als auf dem Heimatmarkt, bleibe der Export für sie attraktiv.

Außerdem kennen die Chinesen ihre Geschichte. Im 17. Jahrhundert bauten sie die Große Mauer gegen die Feinde aus dem Norden mit riesigem Aufwand aus. 1644 gab es dann in Peking aber einen Putsch, und die Mauer wurde von innen für die Eindringlinge aus dem Norden geöffnet. Das funktioniert auch in der EU so. Denn die chinesischen E-Autohersteller dürfen in Ungarn dank Victor Orbán eigene Werke errichten. Und so werden sie die EU-Mauern von innen zum Einsturz bringen.

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