Nur ein paar Stunden nach seiner Angelobung am Montag werden vergangen sein, ehe Donald Trump Fakten schuf. Bereits am Tag 1 seiner zweiten Amtszeit will der 47. Präsident der USA bis zu hundert Dekrete unterzeichnen, die deutlich machen werden: Die USA, die „einzige unverzichtbare Nation in der Weltpolitik“, wie sie einst Ex-Präsident Obama bezeichnet hatte, das Symbol und die Stärke der Neuen Welt, ist nicht mehr die alte.
Jahrzehntelang sahen sich die USA als ein Leuchtturm der Freiheit und Demokratie. Das haben zwar nicht wenige Staaten, wo amerikanische Soldaten oder amerikanische Geheimdienste verheerende Schäden und Verluste anrichteten, nur um amerikanische Interessen durchzusetzen, ganz anders erlebt.
Doch die USA selbst, ihre Führung, hatten diese Ziele stets als Leitmotiv ausgegeben: Möglichst ungestörter Handel, Freiheit, Menschenrechte, universale Werte. Mit Donald Trump und seinem streng loyalen Regierungsteam ist das ab sofort vorbei.
Worauf der 78-jährige neue Herr im Weißen Haus setzt, ist eine Mischung aus Unvorhersehbarkeit, Drohungen, Überraschungen, hin und wieder einer Prise Pragmatismus, aber vor allem auf Stärke. Seine Überzeugung: Nur mit Stärke lässt sich das amerikanische Handelsdefizit gegenüber Europa abbauen; nur mit Stärke kann Frieden geschaffen werden; nur mit Stärke können die USA weiter die Weltpolitik dominieren.
Wobei Stärke nicht heißen muss, Ziele mit militärischer Gewalt durchzusetzen.
Im Gegenteil kann das im trumpschen Sinne für die USA auch bedeuten, etwa die Ukraine einfach aufzugeben. Für einen wie den Ex-Immobilientycoon, der nur in Kategorien von Gewinnern und Verlierern denkt, ist in der Ukraine aus Sicht der USA wenig zu holen.
Das Völkerrecht schützen? Die Souveränität fremder Staaten verteidigen? Die Demokratie in der Ukraine gegenüber der Putin-Diktatur hochhalten? Keine Meilensteine im Wertekanon des neuen US-Präsidenten. Wer wird Trump umstimmen? Europa? Oder gar die UNO? Jene Organisation, der Trump vermutlich demnächst Millionen streichen – und somit China und Russland noch mehr Macht und Raum überlassen wird?
Angekündigt hat sie sich schon seit längerem – die Zeitenwende in den USA. Mit Donald Trump als wiedergewähltem Präsidenten ist sie endgültig angekommen. Jetzt drohen Zeiten, in denen der Kampf gegen den Klimawandel zurückgedreht wird. Zeiten, in denen Tech-Milliardäre so viel Macht und Einfluss auf das Weltgeschehen haben wie seit den Rockefellers nicht mehr. In Zeiten, wo sich die USA von jenen Werten abwenden, die sie groß machten, geben sie auch jene Stärke auf, die bisher der große Unterschied zu ihren despotischen und autoritären Konkurrenten war.
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