Wie das alles an die Öffentlichkeit gekommen ist und wie seither über Lena Schilling diskutiert wird, steht auf einem anderen Blatt. Das ist ein toxischer Mix aus haltlosen Gerüchten, verachtenswertem Tratsch in der Szene der rot-grünen Linksaktivisten, undurchsichtigen oder gar falschen Behauptungen über irgendwelche Liaisons in der Welt der Politik und Medien und einem Feldzug eines Ehepaares gegen die grüne Spitzenkandidatin, obwohl man sich einst als Freunde begrüßt hatte. Alle, die da unrühmlich mitmischen – auch einige Medien –, müssten sich genauso hinterfragen wie Lena Schilling selbst. Für sie als Polit-Neuling wurde ihr Privatleben zum Klotz am Bein. Das mag im Vergleich zu anderen Politikern als ungerecht empfunden werden, ist aber dennoch politische Realität.
Immerhin ist Lena Schilling die Spitzenkandidatin der Grünen. Jener Partei, die Moral und Ethik in der Vergangenheit besonders hoch vor sich hergetragen hat. Bisher war die Umweltpartei noch nicht in die Verlegenheit gekommen, eine „Jetzt-erst-recht“-Parole ausgeben zu müssen. Die sah man lieber bei Parteien wie der ÖVP, der SPÖ oder der FPÖ verankert, wenn dort irgendwelche Politiker ins Visier geraten waren.
Politisches Neuland ist es für die Grünen auch, weil die Gerüchte über Lena Schilling nicht nur außerhalb der Parteiräumlichkeiten gestreut worden sind. Es soll auch innerhalb der Klubs grüne Mandatare gegeben haben, die sehr redselig waren, als es gegen die EU-Spitzenkandidatin ging. Dass jetzt Vizekanzler Werner Kogler und seine Klubobfrau Sigrid Maurer alle Strenge aufbringen müssen, um diesen innerparteilichen Widerstand niederzuhalten, klingt auch mehr nach den Altparteien als nach den basisorientierten Grünen.
Die Diskussion ist mittlerweile an dem Punkt angelangt, wo in der breiten Öffentlichkeit mehr über den Charakter von Lena Schilling geredet wird als über Klimaschutz. Für die Grünen ist das politisch zu einem sehr gefährlichen Terrain geworden. Es geht nicht mehr nur um die EU-Spitzenkandidatin, sondern bereits um die Partei selbst.
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