Auf der Insel, die sich gerne als Mutterland der Demokratie rühmt, waren Bewegungen wie die British National Party etwas, worüber gemäßigte Politiker zwar die Nase rümpften, aber das Thema ansonsten weiträumig umschifften. Klare Worte über die Gefahr, die von dieser Szene ausging, gab es kaum. Man fasste das Ganze unter dem Begriff Fußball-Hooliganismus zusammen, einfach weil sich die gewaltbereiten Schlägertrupps rund um Fußballvereine wie Liverpool oder Leeds gruppierten. Damit aber blendete man den politischen Charakter dieses Phänomens aus, tat so, als wären das nicht mehr als meist männliche, jugendliche Hitzköpfe aus sozial schwachen Schichten, die zu viel tranken und dann wahllos aufeinander oder auf andere losgingen.
Doch gerade in die Köpfe dieser jugendlichen Hitzköpfe lassen sich rassistische Botschaften sehr leicht einpflanzen, soziale Medien bieten riesige Freiräume, um diese Botschaften zu verbreiten. Wie schnell die Schwelle zur Gewalt überschritten und wie beliebig die Anlässe dafür sind, zeigen nicht nur die aktuellen Ausschreitungen. Rechte Schlägertrupps, die in den Fußballstadien nicht mehr toleriert wurden, nützten jede Gelegenheit, um zuzuschlagen: Zuletzt wurden Proteste gegen Israels Vorgehen im Gazastreifen attackiert.
Feindbild sind Asylwerber und Migranten aus islamischen Ländern
Das Feindbild sind Asylwerber und Migranten aus islamischen Ländern. Der islamistische Terror, den diese Radikalen in jeder Moschee vermuten, wird zum Vorwand für rechten Terror – und der macht ebenso Unschuldige zum Opfer sinnloser Gewalt. Sicherheitskräfte, die das Internet nach Gedanken, Parolen und anderen Spuren islamistischen Terrors durchforsten, haben jene Spuren übersehen, die in den Terror münden, der jetzt auf den Straßen Großbritanniens herrscht.
Dass gewaltbereite Rechtsradikale zur realen Gefahr für eine Demokratie werden können, mussten die USA beim Sturm auf das Kapitol vor drei Jahren erfahren. Es ist eine Gefahr, die sich nicht mehr auf Fußball-Hooliganismus oder rechte Spinnereien reduzieren lässt. In Gesellschaften, in denen soziale Isolation nicht nur Migranten, sondern auch einheimische Jugendliche trifft, gibt es reichlich Nährboden für rassistische Hassparolen. Eine ernste Gefahr, nicht nur für die ach so solide Demokratie Großbritannien. Die Befehle, um Schläger in Horden auf die Straße zu schicken, werden auch anderswo in sozialen Medien erteilt.
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