Rechte Rowdys in England: Menschen trauen sich wegen ihrer Hautfarbe nicht mehr raus

Rechte Rowdys in England: Menschen trauen sich wegen ihrer Hautfarbe nicht mehr raus
Seit Tagen richten Ultranationalisten mit Krawallen in mehreren britischen Städten schwere Schäden an. Premier Starmer verspricht hartes Vorgehen.

London, Liverpool, Manchester, Middlesbrough, Bristol, Belfast und viele mehr: In zahlreichen Städten in ganz Großbritannien wüten seit Tagen antimuslimische Krawalle.

Ultranationalisten stecken Autos in Brand, plündern Geschäfte, beschimpfen Menschen auf der Straße, greifen Moscheen und Asylunterkünfte an und liefern sich Prügeleien mit Polizisten.

Randalierer versammeln sich vor Asylunterkünften

In der nordenglischen Stadt Rotherham in der Grafschaft South Yorkshire etwa versammelten sich mehrere hundert Menschen vor einem Hotel, in dem Asylbewerber untergebracht sind. 

"Ihr seid hier nicht willkommen", riefen sie, teilweise wurden Gegenstände gegen das Gebäude geworfen, Scheiben eingeworfen und Feuer gelegt. Auch die Polizei wurde mit Wurfgeschossen attackiert. Mehrere Beamte wurden verletzt. 

Auch vor einem Hotel in Tamworth nordöstlich von Birmingham versammelten sich Randalierer. Ein Mob bewerfe die Asylunterkunft mit Gegenständen, berichtete der Sender Sky News.

Clips in sozialen Medien zeigten, wie Feuer an einem Teil des Gebäudes gelegt wurde. Die Polizei sprach von "gewalttätigen Handlungen des Banditentums", ein Beamter soll verletzt worden sein.

Die seit Tagen andauernde Welle der Gewalt war ausgebrochen, nachdem am Montag vorige Woche im nordwestenglischen Southport bei einer Tanzparty drei Mädchen erstochen und acht weitere Kinder sowie zwei Erwachsene teils schwer verletzt wurden.

Unruhen basieren auf einem Gerücht

In sozialen Medien verbreitet sich daraufhin rasch das Gerücht, bei dem Täter handle es sich um einen muslimischen Migranten. Die Polizei betont, der 17 Jahre alte Verdächtige sei in Großbritannien geboren worden. Seine Eltern stammen aus Ruanda. Ultranationalisten behaupten, die Behörden würden die wahre Identität des Angreifers verheimlichen.  

Auch der rechtspopulistische Abgeordnete Nigel Farage, der einst den Brexit maßgeblich vorangetrieben hatte, spekulierte, ob die Behörden die Wahrheit verschwiegen. Kritiker werfen ihm vor, die Randale damit anzuheizen.

Zu den Protesten - oft nahe einer Moschee oder einem muslimischen Gemeindezentrum - aufgerufen hatte unter anderem der bekannte Rechtsradikale und Gründer der English Defence League, Stephen Yaxley-Lennon, der unter dem Namen Tommy Robinson bekannt ist. 

Er floh vor einer Woche aus dem Land, nachdem er in einem Fall wegen Verleumdung nicht zu einem Gerichtstermin erschienen war. Aus dem Ausland verbreitete Robinson nun Verschwörungstheorien.

Rechte Rowdys in England: Menschen trauen sich wegen ihrer Hautfarbe nicht mehr raus

Menschen trauen sich nicht mehr auf die Straße

Polizei-Staatssekretärin Diana Johnson sagte dem Sender BBC Radio 4, einige Menschen hätten Angst, wegen ihrer Hautfarbe auf die Straße zu gehen. In der nordirischen Hauptstadt Belfast brannten etwa ein Café und ein Supermarkt aus, die von Muslimen betrieben werden. Mehrere Autos wurden angezündet.

In Liverpool gab es nach Angaben der Polizei Brandschäden an einer Gemeindebibliothek, die als Hilfsstelle für ärmere Menschen dient. Randalierer versuchten, die Löscharbeiten zu verhindern, wie die Merseyside Police mitteilte. In mehreren Städten wurden Geschäfte geplündert.

"Manche sind verärgert - manche wollen sich einfach nur prügeln"

Der Lord Mayor von Liverpool, Richard Kemp, machte im Sender Sky News drei Motive aus: "Manche Leute sind verärgert - nicht aus den richtigen Gründen, aber sie sind es -, manche wollen sich einfach nur prügeln und einige wollen lediglich Zigaretten und Geld aus der Kassa stehlen."

Im nordwestenglischen Blackpool schlugen sich nach Angaben der Polizei Ultranationalisten und Gegendemonstranten. Festnahmen gab es auch in den nahe gelegenen Städten Preston und Blackburn sowie im westenglischen Bristol, im mittelenglischen Stoke-on-Trent und in Kingston upon Hull in Nordostengland, wie die Polizei mitteilte.

Starmer: "Rechtsradikales Rowdytum"

Die britische Regierung hat für heute eine Sitzung des nationalen Krisenstabs COBRA  (Cabinet Office Briefing Room A) angesetzt. Premierminister Keir Starmer sprach von "rechtsradikalem Rowdytum", kündigte ein hartes Durchgreifen und drohte den Randalierern mit rechtlichen Konsequenzen. Sie würden ihre gerechte Strafe bekommen, so der Regierungschef, der erst seit einem Monat im Amt ist.

Starmer stellte sich hinter die Beamten. Die Einsatzkräfte hätten seine volle Unterstützung, um gegen Extremisten vorzugehen, die Polizisten attackierten und versuchten, Hass zu schüren. Dem Sender BBC zufolge wurden bisher mindestens 250 Menschen im Zusammenhang mit den Krawallen festgenommen. 

Innenministerin Yvette Cooper sagte, Gesetzesbrecher würden einen hohen Preis zahlen. "Gewalttätigkeit hat keinen Platz auf unseren Straßen", sagte Cooper. 

Ihr Vorgänger James Cleverly, der Nachfolger von Rishi Sunak als Chef der Konservativen Partei werden will, forderte ein härteres Durchgreifen.

Kurz zusammengefasst

  • In Großbritannien toben seit Tagen antimuslimische Krawalle.
  • Ultranationalisten stecken Autos in Brand, plündern Geschäfte, beschimpfen Menschen auf der Straße und liefern sich Prügeleien mit Polizisten.
  • Premierminister Keir Starmer sprach von "rechtsradikalem Rowdytum" und kündigte ein hartes Durchgreifen an.

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